Michael Stadler am Dienstagabend bei seinem Auftritt in der "ZiB 2".

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Die Mauer des Schweigens, wenn es um Kritik an der ÖVP oder ihren Teilorganisationen geht, ist in Vorarlberg besonders dick. Zwar gab es einige, die auch in der Vergangenheit gestört hat, dass Geld aus der Wirtschaftskammer in den Wirtschaftsbund – und dann zur ÖVP – gewandert ist. Wie dieses System genau funktioniert und dass es mitunter schwer ist, dagegen anzukämpfen, das kam aber kaum an die Öffentlichkeit.

Dass sich Michael Stadler, der seit 1991 einen eigenen Tischlerei-Betrieb führt, nun sogar vor eine Fernsehkamera stellt und von dem Druck erzählt, den Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler persönlich ausgeübt habe, damit inseriert wird, ist deswegen bemerkenswert.

Vom Vorarbeiter zum Geschäftsführer

Dem 62-jährigen Wolfurter liege die parteipolitische Einflussnahme der ÖVP in der Wirtschaftskammer schon seit 20 Jahren im Magen. Versuche, das auch öffentlich anzuprangern, habe er schon öfter unternommen, bei den Medien der Russmedia-Gruppe, die die Nachrichtenlandschaft in Vorarlberg dominieren, habe er da allerdings keine Hoffnung gehabt. Stadler meint, dass auch hier die Verbindungen zur ÖVP zu eng seien.

Dass sich der Handwerker – angefangen hatte er in der Firma als Vorarbeiter, nach drei Jahren gab es eine Betriebsauflösung und Stadler übernahm – nun endlich den Frust von der Seele reden konnte, erleichtere ihn. "Spaß hat es mir nicht gemacht, aber wer tut denn sonst etwas gegen dieses System?"

Reaktionen hätten ihn nach seinen Medienauftritten jedenfalls viele erreicht. "Da haben sich auch andere Unternehmer gemeldet, die sich bei mir dafür entschuldigt haben, selber nicht aufgestanden zu sein."

Keine Gedanken an den Ruhestand

Stadler, den auch die "Zwangsmitgliedschaft" bei der Wirtschaftskammer im allgemeinen stört, habe immer parteifreie, rein inhaltliche Arbeit in der Vertretung seines Berufsstandes im Sinn gehabt. Oft habe es Nachfragen gegeben, wo er denn parteipolitisch zu verorten sei, was Stadler gern trocken mit "von der Partei der unbefleckten Empfängnis" beantwortet.

Stadler ist auch als Unternehmer einer, der Herausforderungen nicht scheut. Zumindest denkt er statt an den Ruhestand, an eine Investition, die er bald noch angehen wolle. Die Arbeit mache ihm Spaß. Ruhe dürfte mit der von ihm losgetretenen Debatte über Druck aus dem Wirtschaftsbund, aber auch, warum die Kritik daran so lange unter der Oberfläche blieb, auch im Ländle noch länger keine eintreten. (Lara Hagen, 31.3.2022)