Bis zum Herbst soll das System schrittweise ausgebaut werden: Im Endausbau sollen dann insgesamt 3.000 Fahrräder an mehr als 200 Stationen ausgeborgt werden können. Geplant sind 185 fixe sowie etwa 50 virtuelle Stationen.

APA/Diener/Eva Manhart

Es ist das Ende einer Ära – und gleichzeitig der Start einer neuen: Heute, Donnerstag, ist der letzte Betriebstag der Citybikes, die seit dem Jahr 2003 das Stadtbild auf den Wiener Radwegen mitprägten. "Das Erfolgsmodell", wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Citybikes bezeichnete, wird ab 1. April durch das Leihradsystem "Wien-Mobil-Rad" ersetzt. Verantwortlich für das neue Modell sind die Wiener Linien, die auch die neuen Räder anschafften. Die Errichtung der neuen Stationen, die Bereitstellung der Räder sowie der laufende Betrieb samt Wartung, Reparaturen und Verteilung der Bikes obliegt der Firma Nextbike. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Leipzig betreibt in mehr als 300 Städten in 26 Ländern Leihradsysteme.

Insgesamt 3.000 Räder und mehr als 200 Stationen geplant

Nach dem wenig ruhmreichen Intermezzo mit stationslosen Billigfahrrädern wie Obike oder Ofo, die nur kurzzeitig auf dem Wiener Markt auftauchten und ebenso schnell wieder verschwanden, setzt das neue System auf fixe Abhol- und Rückgabestationen. Der Vorteil zu den Citybikes: Es wird kein Stromanschluss benötigt, die Stationen können relativ flott verlegt werden. Außerdem können auch "virtuelle" Stationen mit Fahrradbügeln angefahren werden.

Gestartet wird am Freitag mit 1.000 Rädern sowie 60 Stationen (40 fixe, 20 virtuelle). Die Ausleihstationen finden sich auf dieser Karte – wobei es bewusst vom Start weg auch schon einige Ausleihstationen in den Randbezirken gibt. Bis Herbst soll auf insgesamt 3.000 Räder und über 200 Stationen aufgerüstet werden.

Für den Betrieb stellt die Stadt Wien 2,3 Millionen Euro jährlich zur Verfügung, vorerst ist der Vertrag bis zum Jahr 2031 vereinbart. Die Errichtungskosten der Stationen sowie der Abbau der Citybike-Plattformen kommen einmalig auf weitere 7,5 Millionen Euro.

Das Rad kann mittels GPS geortet werden. Via App können Räder auch 15 Minuten vor der Leihe reserviert werden.
APA/Diener/Eva Manhart

Streit ums Geld besiegelte Ende der Citybikes

Die vom Werbeunternehmen Gewista betriebenen Citybikes kosteten die Stadt Wien deutlich weniger. Allerdings gab es dort im Endausbau nur 121 Stationen sowie rund 1.500 Fahrräder, die im Einsatz waren. Dabei war es auch ein Streit ums Geld, der das Ende der Citybikes besiegelte: Gewista forderte im Jahr 2020 eine höhere Kostenbeteiligung durch die Stadt. Dem Vernehmen nach ging es um die Übernahme von Betriebskosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro für rund 60 Stationen.

Für die andere Hälfte der Stationen zahlte die Stadt bereits vertraglich geregelt rund 860.000 Euro pro Jahr. Nach einem Geplänkel zwischen der SPÖ und den damals noch mitregierenden Grünen riss Stadtchef Ludwig im Wien-Wahlkampf die Agenden in puncto Leihradsystem an sich – und ließ das Citybike-Modell mit einer Zwischenlösung auslaufen.

Die Ära der Wiener Citybikes ist nach knapp 20 Jahren vorbei. Die verbliebenen knapp 50 Stationen werden bis Ende Mai abgebaut.
Foto: Robert Newald

Mit dem für die Stadt Wien teureren System Wien-Mobil-Rad gibt es nun ein modernes und flexibles Ausleihsystem, neue Räder mit sieben Gängen – und deutlich mehr Bikes und Stationen ab dem Herbst 2022. Die Räder bleiben zudem im Fuhrpark der Wiener Linien.

Preisgestaltung hebt sich deutlich von den Citybikes ab

Bei den Preisen ändert sich einiges. Laut Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) beträgt der Standardtarif 60 Cent für eine halbe Stunde. Ein Jahresabo kommt auf 49 Euro, hier ist die erste halbe Stunde kostenlos. Inhaber von Jahres- oder Semesterkarten sowie Jugendtickets der Wiener Linien zahlen 30 Cent pro halbe Stunde. Das Jahresabo samt kostenloser Leihe für die erste halbe Stunde ist um die Hälfte vergünstigt und kommt auf 25 Euro.

Bei den Citybikes gab es nur eine einmalige Anmeldegebühr von einem Euro. Die erste Stunde war kostenlos, erst danach fielen Gebühren an. Nach Angaben von Gewista im Jahr 2020 handelte es sich bei 95 Prozent aller Ausleihen um Gratisfahrten.

Bei den Preisen ändert sich im Vergleich zum Citybike-System doch einiges.
APA/Diener/Eva Manhart

Ausleihe via QR-Code

Die Wien-Mobil-Räder können dafür deutlich einfacher ausgeliehen werden. Nach erfolgter Registrierung via Homepage oder Nextbike-App braucht nur der QR-Code am Fahrrad mittels App gescannt werden. Alternativ ist auch ein Anruf unter der Hotline 01/385 01 89 möglich. Bis zu vier Räder können gleichzeitig ausgeborgt werden.

Bei der Rückgabe an den fixen Stationen, die durch rote Infotafeln gekennzeichnet sind, braucht nur das Rahmenschloss verschlossen werden. Bei virtuellen Stationen an öffentlichen Radbügeln muss das Rad zusätzlich mit einem Zahlenschloss abgesperrt werden.

Sind die Radstationen bereits voll, kann das Leihrad übrigens auch an einen nahegelegenen Fahrradbügel angehängt werden. Zuvor muss nur mittels App überprüft werden, ob sich der Abstellort noch im Toleranzbereich der Station befindet. Werden die Räder irgendwo außerhalb abgestellt, werden 20 Euro fürs Falschparken fällig.

50 Räder mit Kindersitzen ausgestattet

Auch ein Versuch mit Rädern mit eigenen Kindersitzen wird gestartet. Zum Start am Freitag sind 50 Bikes mit Kindersitzen ausgestattet. Klappt das Projekt ohne Probleme, wird das Angebot bis zum Herbst ausgebaut. (David Krutzler, 31.3.2022)