Handys sind für Studentinnen und Studenten mittlerweile Standardausstattung, an den Unis können sie sich damit für Lehrveranstaltungen und Prüfungen anmelden oder sie für E-Learning-Angebote nutzen. Beim derzeit an der Wirtschaftsuni (WU), der Uni Graz und der Veterinärmedizinischen Uni laufenden Pilotprojekt "Mobile First for Students" will man nun deutlich weiter gehen: Künftig sollen die Studierenden möglichst alle Aufgaben am Campus mit dem Mobiltelefon erledigen können.

Derzeit werde das Handy im Uni-Kontext vor allem als zusätzlicher Kanal neben Laptop oder PC genutzt. Mit "Mobile First for Students" sollen nun auch die speziellen Möglichkeiten von Smartphones genutzt werden, um den Alltag der Studentinnen und Studenten zu erleichtern, erklärt der Leiter der IT-Services der WU, Josef Kolbitsch, im APA-Gespräch. Ein konkretes Beispiel für den WU-Campus: Dort können Studierende künftig mit dem Handy dank dessen NFC-Technologie die elektronischen Schlösser der Türen öffnen, Drucker und Kopierer oder den Spind in der Bibliothek nutzen.

Digitaler Ausweis auf Basis der ID-Austria

Ein weiteres Anwendungsfeld sind Sprachdienste und Chatbots, die einen niederschwelligeren Zugang zu Informationen (etwa Fristen oder Details beim Bewerbungsprozess) ermöglichen sollen. "Mit dem Chatbot wird es möglich, dass Studierende beispielsweise auch am Samstagabend vom Sofa aus derartige Fragen stellen können – und umgehend eine Antwort darauf erhalten."

Außerdem ist langfristig auch ein elektronischer Studierendenausweis für das Smartphone geplant. Dieser soll eine Ergänzung zum Papier- bzw. Plastikausweis sein, wie das etwa auch beim derzeit geplanten elektronischen Führerschein der Fall ist. In der EU gibt es laut Kolbitsch schon mehrere ähnliche Initiativen wie die "EU Student eCard" oder die "European Student Card Initiative".

Technische Grundlage dafür ist die "ID-Austria" ("E-ID"), die EU-weit als eindeutiger Identitätsnachweis im digitalen Raum genutzt werden kann. Damit der Studentenausweis am Handy auch rechtsverbindlich ist, soll er in Zukunft mit der "ID-Austria" verknüpft werden. Kolbitsch: "Studierende tragen dann so gut wie alles, was sie brauchen, am Smartphone mit sich: ihren Führerschein, die Jahreskarte der Wiener Linien, ihre Geldbörse (mit Apple Pay, Google Pay etc.), ... – und eben auch ihren Studierendenausweis."

Probelauf auf WU, Uni Graz und Vetmed

In der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos hat das Bildungsministerium jüngst diverse Einsatzmöglichkeiten für die "E-ID" genannt: etwa für einen digitalen Zulassungsprozess, als Identitätsnachweis bei Online-Prüfungen (über den elektronischen Studierendenausweis), für die Online-Beantragung der Anerkennung von akademischen Diplomen, Prüfungszeugnissen oder sonstigen Nachweisen über Studien oder Kurse.

Das Pilotprojekt "Mobile First for Students" läuft an WU, Uni Graz und Vetmed noch bis 2023. Für die Entwicklung wurden Softwarekomponenten der Technischen Uni Graz genutzt. Als Ergebnis des Projekt sollen eine App und die von den Unis benötigte Software entstehen. Nach Projektende sollen die Ergebnisse dann den anderen Unis zur Verfügung gestellt werden. Dabei wurde "Mobile First for Students" laut Kolbitsch von Grund auf so konzipiert, dass jede Uni bei Bedarf neue Funktionen in Form von Modulen hinzufügen kann. (APA, 4.4.22)