Die Vorarlberger Opposition will einen Blick hinter die Kulissen und die ÖVP-Affäre machen.

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Bregenz – Die Vorarlberger Oppositionsparteien werden zur Aufklärung der Finanzierung der Landes-ÖVP einen Sonderlandtag einberufen. In seltener Einigkeit forderten FPÖ, Neos und SPÖ am Montag Antworten auf die offenen Fragen in der Causa und verlangten von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), als Parteichef "Verantwortung zu übernehmen". Zudem soll der Landesrechnungshof als neutrale Stelle die Vorgänge untersuchen, dazu brauche er erweiterte Prüfrechte und mehr Personal.

Termin "so rasch wie möglich"

Der erste Sonderlandtag Vorarlbergs soll so rasch wie möglich stattfinden. Der Landtag kann laut Geschäftsordnung vom Präsidenten einberufen werden, "so oft er es für notwendig hält oder wenn es die Landesregierung oder ein Viertel der Mitglieder des Landtags unter gleichzeitiger Einbringung einer als dringlich bezeichneten Anfrage verlangt". Die Einladung muss dann binnen einer Woche ergehen, die Sitzung muss spätestens drei Wochen nach Einlangen des Antrags stattfinden. Die dringliche Anfrage an Wallner mit dem Titel "Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem ÖVP-Parteispendenskandal?" legten die drei Parteien bereits vor. Einen Termin gab es vorerst nicht, man werde am Montag das Gespräch mit dem Landtagspräsidium suchen, sagte FPÖ-Klubobmann Christof Bitschi.

Die Opposition entschied sich damit gegen einen Untersuchungsausschuss – vorerst, wie Bitschi, Neos-Klubobfrau Sabine Scheffknecht und die stellvertretende SPÖ-Klubobfrau Manuela Auer betonten. Mit den aktuellen Mitteln sei Kontrolle gar nicht so einfach, so die drei. Bei einem U-Ausschuss könne man zwar die Landesverwaltung prüfen, nicht aber die internen Vorgänge der ÖVP, erklärte die Neos-Klubobfrau.

Zudem sei es zentral, eine neutrale Aufarbeitung des "Parteispendenskandals" in Gang zu setzen und alles Parteipolitische außen vor zu halten, unterstrich Bitschi. Das System gehöre abgeschafft. Dass Wallner, selbst sieben Jahre lang Landesgeschäftsführer seiner Partei, nichts gewusst haben soll, könne er nicht glauben. "So einfach wird der Herr Landeshauptmann mit dieser Nummer nicht davonkommen", sagte Bitschi und appellierte an "die vernünftigen Kräfte in der VP" und an Unternehmer, sich zu melden und beim "Aufräumen" zu helfen.

Grüne als "Zünglein an der Waage"

Um den "Sumpf endlich trockenzulegen", brachten FPÖ, Neos und SPÖ einen selbstständigen Antrag ein, um noch vor dem Sommer die Prüfmöglichkeiten des Landesrechnungshofs auszuweiten. Dieser müsse auch Vorfeldorganisationen prüfen dürfen und benötige mehr Personal. Eine Arbeitsgruppe soll die Kontrollmöglichkeiten des Landtags evaluieren und Verbesserungen ausarbeiten. Sollte die ÖVP dem nicht zustimmen, würden die Grünen zum "Zünglein an der Waage". Man hoffe auf das Mitziehen der Grünen, die sich ja Transparenz immer auf die Fahnen geschrieben hätten. "Wenn der Antrag abgelehnt wird, werden wir weitere Optionen prüfen", so Scheffknecht. Sorgen um die eigenen, dann ebenfalls transparenten Parteiorganisationen mache man sich nicht. "Wir drei schlafen gut", betonte Bitschi.

Wallner müsse in einem ersten Schritt alles offenlegen, forderte Auer: "Wir wollen alles wissen, und wir werden nicht lockerlassen." So interessiert die Opposition etwa, ob die Steuerprüfung beim Beschluss des Parteiengesetzes schon bekannt war – denn die Opposition ortete plötzliche Umtriebigkeit der ÖVP im Gesetzwerdungsprozess, warum die Angaben zu Inseratenschaltungen des Landes in der Wirtschaftsbund-Zeitung in Anfragebeantwortungen divergierten, ebenso Informationen zu den Geldflüssen sowie Anzeigenschaltungen in weiteren Parteizeitschriften.

Der Rücktritt von Wirtschaftsbund-Obmann und Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler sowie Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler reiche nicht, so Scheffknecht. Es gebe Anzeichen für direkte Zahlungen aus dem Landesbudget an den Wirtschaftsbund, "das gehört dringend aufgeklärt". Hier stehe illegale Parteienfinanzierung im Raum, dafür brauche es auch vom Bund endlich hohe Strafen. (APA, 4.4.2022)