Biene kuz vor der Landung auf einem Palmkätzchen. Sie hat schon fleißig Pollen gesammelt (Belichtungszeit 1/800 Sek., Blende f/10, Lichtempfindlichkeit ISO 720, Brennweite 500 mm am APS-C-Sensor entspricht 750 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).

Foto: Michael Simoner

Stellen Sie sich vor, Sie haben seit Tagen nichts gegessen, fallen schon fast um vor Hunger – und plötzlich taucht ein üppig gedeckter Tisch mit Ihrer Lieblingsspeise auf. So ähnlich geht es vielen Insekten, die derzeit auf blühende Palmkätzchen treffen. Die Sal-Weide (Salix caprea) ist einer der am zeitigst blühenden heimischen Sträucher und deshalb ein Superfood für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co.

Ersatzpflanze für Palmsonntag

Auch wir Menschen lieben Palmkätzchen, aber nur die flauschigen, noch ungeöffneten Blütenstände. Gerade zur Osterzeit sind geschmückte Zweige eine weitverbreitete Wohnungsdeko. Christen feiern am Palmsonntag den Einzug von Jesus Christus in die Stadt Jerusalem, und weil es hierzulande keine Palmenblätter gibt, werden seit Jahrhunderten als Ersatz Palmkätzchenbuschen geweiht.

Eigentlich stehen Palmkätzchen in den meisten Bundesländern im Frühling kurzzeitig unter Naturschutz, in Kärnten und in der Steiermark etwa zwischen 1. Februar und 30. April. Diese Maßnahme soll eben Insekten das wichtige Frühlingsfutter, aber auch den Fortbestand der Sal-Weiden sichern. Denn die brauchen Insekten zur Bestäubung.

Ausnahmen fürs Brauchtum

Für Brauchtumspflege werden allerdings Ausnahmen gemacht. Weil jedes Bundesland seine eigene Artenschutzverordnung hat, ist in der Palmkatzerl-Schonzeit manchmal ein Handstrauß erlaubt, manchmal dürfen Privatpersonen täglich drei, jeweils bis zu 50 Zentimeter lange Zweige absäbeln. Der Verkauf auf Ostermärkten ist auch legal.

Man muss es ja nicht auf eine Strafe (bis zu 3.630 Euro) ankommen lassen. Jedes nicht abgeschnittene Weidenkätzchen wird blühen und ein Festessen für Insekten. Auch Zweige der Korkenzieherhasel sind übrigens ein sehr hübscher Osterschmuck. (Michael Simoner, 6.4.2022)

Der flauschige Blütenstand ist für viele Insekten eine der wichtigsten Nahrungsquellen im Frühling (1/1000 Sek., f/10, ISO 1600, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Auch die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) ist verrückt nach Palmkätzchen-Pollen (1/800 Sek., f/10, ISO 720, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Bei der Bestäubung staubt's – ohne Insekten kann sich die Sal-Weide nicht fortpflanzen (1/800 Sek., f/8, ISO 640, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Die Hummel (Bombus) zählt zu den Echten Bienen, auch für sie sind Weidenkätzchen Kraftfutter (1/1000 Sek., f/10, ISO 1000, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Während des Flugs sammeln Bienen an den Hinterbeinen Pollenpakete, das wird "höseln" genannt (1/640 Sek., f/9, ISO 360, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Biene im Spotlight der letzten Sonnenstrahlen in der Abenddämmerung (1/500 Sek., f/9, ISO 720, 200 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner
Auch Schwebfliegen, die nur so tun, als ob sie zu Bienen oder Wespen gehören, lassen sich die Weidenblüten nicht entgehen (1/1000 Sek., f/10, ISO 720, 500 mm APS-C).
Foto: Michael Simoner