Es gibt solche und solche Videos aus dem russischen Krieg. Wer keine zerschossenen Wohnhäuser und keine Leichen auf den Straßen mehr sehen möchte, kann jetzt auf Instagram wechseln und zusehen, wie blonde, langbeinige russische Models in knapper Bekleidung Chanel-Taschen zerschneiden. Ja, Chanel-Taschen. Die Models, die wie frisch von der Oligarchen-Yacht wirken, beweisen so ihren Patriotismus, ihre Unterstützung von Putins Krieg und ihre Liebe zum Rodina (Mutterland).

Geschlossene Chanel-Boutique in Moskau.
Foto: APA/AFP

Diese jungen Frauen protestieren gegen die westlichen Sanktionen gegen Russland, indem sie ihr vormals Liebstes, ein westliches Luxusgut, zerstören. "Aber", so sagt eine, "keine einzige Tasche, nichts ist meine Liebe für mein Mutterland wert, ist meinen Respekt für mich selbst wert. Ich bin gegen Russophobie, ich bin gegen eine Marke, die Russophobie unterstützt."

Diese Models sind "Influencerinnen" mit Millionen Followern. Angesichts der breiten Zustimmung zu Putins Krieg ist diese Groteske auch schon egal. Sie kann höchstens ein zorniges Lachen hervorrufen.

Aber patriotische Amis haben doch die "French Fries" auch in "Freedom Fries" umbenannt, als sie sich über die Kritik der Franzosen am Irakkrieg 2003 ärgerten? So hört man die Whataboutismus-Freunde schon sagen. Stimmt, patriotische Idiotie ist universell. Aber in den USA bekommt man nicht 15 Jahre Lager, wenn man gegen einen Krieg ist. (Hans Rauscher, 7.4.2022)