Das Burgenland will bis zum Jahr 2030 600 Millionen Euro ins Stromnetz investieren

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Am Mittwoch hat die Bundesregierung ihrem schon 2021 beschlossenen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz durch eine entsprechende Verordnung Leben eingehaucht. Eine Fördersumme von 300 Millionen Euro soll heuer noch in kleinere und mittlere Wind-, Sonnen- und Wasserkraftanlagen fließen.

Ein nicht geringer Teil davon wird wohl ins Burgenland gehen, seit langem schon Vorreiter bei der Windkraft. Seit fast zehn Jahren ist das kleine Bundesland rechnerisch stromautark.

Mit dem steif achterlichen Förderwind des Bundes will das Burgenland nun weiter aufs Tempo drücken. Am Donnerstag beschloss der Landtag das Erneuerbaren-Beschleunigungsgesetz.

Denn bis 2030 soll das Land zur Gänze klimaneutral mit Energie versorgt werden. Dafür müssen Wind- und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 5000 Megawatt in die Landschaft gestellt werden.

Widerspruch gegen Anlagen

Dass das nicht ohne Widerspruch zu haben sein wird, hat sich bereits gezeigt. Im Februar wurde die Errichtung einer 62 Hektar großen Photovoltaikanlage im nordburgenländischen Wimpassing per örtliche Volksbefragung verhindert.

Im südburgenländischen Güssing wird gerade einschlägig gestritten. Dort ist die Verbauung von 120 Hektar geplant. Der rot dominierte Gemeinderat ist dafür, die schwarze Opposition gegen die "Monsterphotovoltaikanlage".

Das seit 2020 absolut rot regierte Land will mit dem Erneuerbaren-Beschleunigungsgesetz die Widmung solcher Flächen aus der Gemeindezuständigkeit nehmen. Ökoenergiewidmungen über zehn Hektar werden künftig auf dem Verordnungsweg von der Landesregierung geregelt werden.

Damit werde, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, "der kleinteilige Diskurs auf Gemeindeebene" hintangehalten. Der ÖVP schreibt der Landeshauptmann ins Stammbuch: "Wer den Ausbau der Solarenergie verhindert, unterstützt damit Putin."

Dieses allwettertaugliche Ökoenergie-Argument wird noch öfter zum Einsatz kommen bis 2030. Von den notwendigen 5000 Megawatt – so rechnet die Energie Burgenland, der Landesversorger, vor – müssen Photovoltaikanlagen 3200 Megawatt leisten. Nur 500 davon könnten auf Dächern, Lärmschutzwänden oder Parkplätzen errichtet werden.

600 Millionen Euro Investition

Bislang war die Einspeisung mit mehr als 20 Megawatt Peak – die Photovoltaikleistungseinheit – privat ohnehin nicht möglich. Das Netz, vor allem die Übergabestellen ans Höchstleitungsnetz der Austrian Power Grid (APG), ist reichlich eng für solch volatilen Strom.

Die APG hat aber für das Burgenland unlängst zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt. Nun werden auch mittlere Anlagen einspeisen, wie Energie-Burgenland-Chef Stephan Sharma und Grünen-Chefin Regina Petrik am Dienstag erklärten. Die Grünen haben, auch mit dem achterlichen Wind der Ministerin, gerade da Druck gemacht.

Bis 2030 will das Burgenland mehr als 600 Millionen Euro ins Netz investieren. Dann, glaubt der Netzverantwortliche Wolfgang Trimmel, soll es möglich sein, dass jeder, der möchte, nicht nur Stromkunde, sondern auch -produzent sein kann. Die Voraussetzung dafür ist ein sogenannter Smart Meter, der die Fließrichtung des Stroms in beide Richtungen messen kann. Die sind im Burgenland fast flächendeckend installiert.

Windräder und große Photovoltaikanlagen werden künftig zusätzlich besteuert. Ab September fließt eine Landesabgabe zweckgewidmet in einen zentralen Landessozialfonds. Im Endausbau rechnet man mit sechs Millionen aus der pannonischen Ökoenergie. (Wolfgang Weisgram, 8.4.2022)