Der Bahnhof von Kramatorsk sieht aus wie ein Backsteinbau vom Ende des 19. Jahrhunderts, wie es hunderte in Europa gibt. Kramatorsk liegt in der umkämpften Oblast (Bezirk) Donezk der Ostukraine und ist in ukrainischer Hand. Hier drängten sich hunderte Menschen, die vor der kommenden russischen Offensive fliehen wollten. Hier schlugen mitten unter den Menschen zwei Raketen ein. Es gab dutzende Tote. Der ukrainische Präsident sprach vom "grenzenlos Bösen". Zu sehen ist der Rest einer sowjetischen Boden-Boden-Kurzstreckenrakete, die sowohl bei den ukrainischen wie auch den russischen Streitkräften gelistet ist. Die russische Seite sagte, es sei eine ukrainische Rakete.

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Ukrainische Soldaten vor dem Bahnhof von Kramatorsk nach dem Raketenangriff.
Foto: AP Photo/Andriy Andriyenko

Tatsächlich würde der Angriff eher in die bisherige russische Kriegsführung passen: massiver Beschuss von Wohngebieten wie in zahlreichen Städten, Ermordung von Zivilisten wie in Butscha. Terrorkrieg, um die Bevölkerung kleinzukriegen beziehungsweise zu vertreiben. Die Russen konzentrieren sich jetzt auf den Südosten der Ukraine. Das kann man als "Sieg" verkaufen.

Knapp vorher hatte sich der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für einen Prozess gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow vor dem Internationalen Strafgerichtshof ausgesprochen. Ob die beiden vor dem Tribunal landen, ist sehr ungewiss. Gewiss ist, dass es mit ihnen keine Rückkehr zur Normalität gibt. (Hans Rauscher, 8.4.2022)