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Menschenleere Straßen in Schanghai.

Foto: Reuters/Aly Song

Effizienz in der Umsetzung. Das war es, wofür viele Europäer das autoritäre Regime in China bewundert haben. Das Staunen über blitzartig errichtete Flughäfen, Zugstrecken und Millionenstädte ließ viele ihre Skepsis gegenüber einem Regime vergessen, in dem Menschenrechte wenig gelten. Und so war es auch zu Beginn der Pandemie: "Schaut auf China! Die schaffen es, das Land virusfrei zu halten."

Erkaufte Zeit

Zero Covid lautet die chinesische Strategie, von der auch viele im Westen schwärmten: Menschenrechte egal, Hauptsache null Infektionen. Doch dieses Konzept kann bestenfalls vorübergehend nützen. Eine Gesellschaft kann sich damit etwas Zeit erkaufen, um den Schutz von Risikogruppen aufzubauen oder Impfstoffe zu entwickeln. Zero Covid als dauerhaftes Konzept endet in dem dystopischen Albtraum, der sich gerade in Schanghai abspielt.

Erhöhter Druck

In Demokratien sind die Feedback-Mechanismen trotz Beschädigungen in den vergangenen zwei Jahren noch so gut intakt, dass selbst die striktesten Vertreter wie Australien und Neuseeland von dieser Politik abgerückt sind. In autoritären Systemen sind diese Rückmeldungen nicht vorhanden. Wenn etwas nicht funktioniert, wird einfach der Druck erhöht.

Die Ereignisse in Schanghai und vielen anderen chinesischen Städten sind wahrscheinlich der Anfang einer humanitären Katastrophe. Es wäre nicht die erste menschengemachte in der Geschichte der kommunistischen Partei Chinas. (Philipp Mattheis, 18.4.2022)