Im Würgegriff: Marion Mitterhammer in "Taktik".

Foto: Einhorn Film

Das Ehepaar Hans-Günther Bücking und Marion Mitterhammer hat, er als Kameramann und sie als Schauspielerin, nach jahrzehntelanger Erfahrung in der Filmbranche mit Taktik seinen ersten Film realisiert.

Die zündende Idee kam ihnen, als sie den Polizisten Eduard Hamedl kennenlernten, der während der berühmten Geiselnahme in der Justizanstalt Graz-Karlau 1996 mit den Geiselnehmern verhandelte. Frei nach Hamedls Erzählungen entwickelten Bücking und Mitterhammer, die auch vor und hinter der Kamera agieren, im Laufe von zehn Jahren einen Independent-Thriller, der nun in die Kinos kommt.

Worum geht’s? Drei Insassen nehmen im Gefängnisgeschäft drei Frauen als Geiseln, schnallen ihnen selbstgebastelte Bomben auf den Rücken und warten in dem beengten, fensterlosen Geschäft darauf, dass ihre Forderungen – ein Fluchthubschrauber und Geld – erfüllt werden, andernfalls sprengen sie alles die Luft.

Unberechenbare Kriminelle

Der Grazer Vermittler Fredi Hollerer (Simon Hatzl) nimmt die Verhandlungen auf, bis der erfahrenere Wiener Vermittler am Tatort ankommt. Während der langen Telefongespräche entspinnt sich zwischen Hollerer und dem Kopf der Geiselnehmer Steindl (Harald Krassnitzer) eine gewisse Sympathie. Aber das ist natürlich die titelgebende Taktik.

Damit ist alles, was das Geiseldrama braucht, vorhanden: ein geschlossener Raum, Geiseln (hilflose Frauen ...), unberechenbare Kriminelle (grausliche Männer ...), ein Telefon. Doch der Nervenkitzel lässt auf sich warten. Das liegt zum Teil an den farblosen Gesprächen der zwei Kontrahenten, die – obwohl Tatort-Kommissar Krassnitzer gegen sein Softie-Image besetzt wurde – mehr Komplexität vertragen hätten.

Auch die Dynamik zwischen Geiseln und Kriminellen nimmt zu wenig Fahrt auf. Zur schwächelnden Dramaturgie kommt ein holpriges Timing von Musik und Montage. Jammerschade ist schließlich, dass der Film die Handlung in die Gegenwart verlegt und damit die Chance vergibt, sein Publikum zurück ins Graz der 1990er-Jahre zu transportieren. (Valerie Dirk, 5.5.2022)