Seit Anfang März fällt eine Corona-Maßnahme nach der anderen. Zuletzt fiel am 16. April auch weitgehend die FFP2-Masken-Pflicht. Diese muss nur noch an bestimmten geschlossenen Orten – etwa im Supermarkt oder in den Öffis – getragen werden.

Auch den grünen Pass, der anzeigt, ob man geimpft, genesen oder getestet ist, benötigt man nur noch in Ausnahmefällen. Das Frühjahr 2022 gestaltet sich in seinen letzten Wochen für viele daher fast wie vor der Pandemie. Doch wie verhalten sich Expertinnen und Experten? Wer trägt noch freiwillig Maske und wer nicht? Ein Überblick:

Maske nur noch im Supermarkt oder doch in allen Shops?
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wo tragen Sie aktuell noch eine Maske?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Nur dort, wo es noch vorgeschrieben ist, zum Beispiel im Supermarkt und beim Fliegen.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: In Öffis und beim Einkaufen, in den Gebäuden der Med-Uni Wien, im AKH etc. Ist automatisiert, problemlos und für mich keiner Rede wert.

Barbara Prainsack, Politologin: Ja – meine eigene Maskenpraxis hat sich in den letzten Wochen nicht verändert (auch wenn es nun neue Regeln gibt).

Michael Wagner, Mikrobiologe: In öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen und in anderen Innenräumen, in denen sich mehrere Menschen aufhalten, wenn die Räume nicht sehr gut gelüftet sind. Bei Treffen mit Freunden in Innenräumen testen wir uns unmittelbar vorher mit Antigentests und tragen keine Maske.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: Überall eigentlich, in Geschäften, in den Öffis, im Institut. Ich habe mich wohl auch schon zu sehr daran gewöhnt und hatte mit dem Tragen von FFP2-Masken persönlich nie Probleme.

Die Gratistests wurden mit April auf je fünf Antigen- und fünf PCR-Tests beschränkt.
Foto: Heribert Corn

Wie oft testen Sie sich pro Woche?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Höchstens einmal.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: Je nach Bedarf, aber speziell vor Besuchen bei meiner Mutter, also mindestens einmal pro Woche.

Barbara Prainsack, Politologin: Im Durchschnitt einmal (PCR), Antigentests mache ich anlassbezogen.

Michael Wagner, Mikrobiologe: Einmal die Woche PCR mit Alles gurgelt.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: Ein- bis zweimal pro Woche PCR, zwischendurch Antigen-Schnelltest. Unter Umständen auch häufiger, wenn ich ein negatives PCR-Ergebnis dort oder da vorweisen muss, um Zutritt zu erhalten.

Reisen wie früher?
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Verreisen Sie wieder wie früher?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Ja.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: Ich sitze gerade in der Bahn und reise nicht nur so wie früher, sondern so wie immer. Daran hat sich nichts Wesentliches geändert.

Barbara Prainsack, Politologin: Aufgrund der Betreuungssituation einer nahen Verwandten im Ausland bin ich derzeit viel unterwegs. Auch berufliche Termine finden nun wieder vermehrt in Präsenz statt – hier versuche ich, Auslandsreisen für kurze Treffen zu vermeiden, allerdings nicht wegen Covid, sondern aus Umwelt- und Energiegründen (auch meine eigene Energie).

Michael Wagner, Mikrobiologe: Ja, aber ich trage in den Verkehrsmitteln Maske und bevorzuge die Außengastronomie.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: Würde ich gerne und sofort, geht aber aus diversen Gründen momentan leider nicht.

Ein, zwei, drei oder vier? Wie viele Stiche haben Sie schon? Oder haben Sie die Nadel bisher gemieden?
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Wann wollen Sie sich den vierten Stich holen?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Im September, meine Eltern aber haben schon seit Jänner den vierten Stich.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: Neun Monate nach der dritten Teilimpfung werde ich diese vierte Impfung – unerschrocken und dankbar – abholen. Und dabei daran denken, dass dies eine Serviceleistung ist, die in anderen Ländern nicht so niederschwellig und kostenlos für die Bevölkerung zugänglich ist.

Barbara Prainsack, Politologin: Das habe ich noch nicht entschieden. Andere Familienmitglieder haben ihn schon.

Michael Wagner, Mikrobiologe: Ich habe mich diese Woche zum vierten Mal impfen lassen.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: Damit lasse ich mir Zeit und warte ab, was da kommt. Laut grünem Pass bin ich jetzt mal bis Ende November "geschützt".

Manche vernachlässigen das Händewaschen wieder ein wenig. DER STANDARD hat Expertinnen und Experten gefragt, wie sie Schutzmaßnahmen momentan handhaben.
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Sind Sie beim Händewaschen und Desinfizieren noch so streng wie vor zwei Jahren?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Nein.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: Ich bin beim Händewaschen "so streng" wie in den letzten Jahrzehnten – seitdem ich es im Kindergarten gelernt habe. Ja, kaum zu glauben – auch andere Körperhygiene-Maßnahmen wie Unterhose wechseln oder Zähneputzen werden schon lange mit einer automatisierten Regelmäßigkeit praktiziert – ohne daraus ein Drama zu machen. Desinfektionsmaßnahmen richten sich nach den Umständen. Speziell dann, wenn es keine unmittelbare Gelegenheit zum Händewaschen gibt, ist Händedesinfektion angebracht. Aber überbordende Verwendung von Desinfektionstüchern oder anderen Artikeln ist schon wegen des Mülls nicht notwendig.

Barbara Prainsack, Politologin: Nicht so streng wie zu Beginn der Pandemie, aber gleich wie in den letzten Monaten.

Michael Wagner, Mikrobiologe: Ich wasche mir die Hände mit Seife, wenn ich nach Hause oder ins Büro komme. Die Hände desinfiziere ich mir, wenn keine Möglichkeit zum Händewaschen besteht und ich zum Beispiel unterwegs etwas essen möchte.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: Desinfiziert habe ich nie, ich bin keine Freundin von Desinfektionsmitteln, wo sie nicht nötig sind. Die Hände habe ich mir auch schon vor der Pandemie regelmäßig gewaschen, nachdem mein Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte (Hände-)Hygiene und Infektionsprävention sind. Bei anderen beobachte ich aber leider schon, dass das Händewaschen wieder völlig in Vergessenheit geraten ist.

Menschenmassen sind viele nach der Pandemie gar nicht mehr gewohnt.
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Meiden Sie Menschenmengen?

Maria Kletečka-Pulker, Juristin: Nein.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner: Ich meide generell Warteschlangen, Aufläufe und sonstige Menschenmengen aller Art. Das heute, gestern und sicher auch morgen.

Barbara Prainsack, Politologin: Ja.

Michael Wagner, Mikrobiologe: Nein, wobei ich in Innenräumen in der Regel Maske trage.

Miranda Suchomel, Hygienikerin: In den Öffis zum Beispiel, mit denen ich täglich fahre, sind Menschenmengen zu Stoßzeiten nicht zu vermeiden. Auf größeren Veranstaltungen war ich noch nicht, und wenn, galt auch dort Maskenpflicht. (Gabriele Scherndl, Oona Kroisleitner, 9.5.2022)