Super als Siegfried: Tenor Andreas Schager.

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Am Ende war am Donnerstag im Konzerthaus eine Stimmung wie auf dem Volksfest. Als Zugabe beim Great Voices-Abend mit Günther Groissböck und dem RSO Wien hatte Andreas Schager am Amboss gehackelt und nebenbei auch noch gesungen: "Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert!" Der Tenor, zuletzt an der Staatsoper als Tristan gefeiert, wird im August auch in Bayreuth in der neuen Ring-Inszenierung von Valentin Schwarz singen und hämmern, und das ist gut so. Denn der Siegfried in Wagners gleichnamiger Oper ist seine Paraderolle: Schager singt mit einer Durchschlagskraft wie sonst keiner. Der Niederösterreicher siegt im Kampf gegen mächtige Orchesterwogen genauso spielerisch wie gegen feuerspeiende Drachen – und das mit strahlender Mine.

Ochs und Schwanenritter

Ein Phänomen. Nicht ganz so ideal passte seine hüpfende, agile, vitale Interpretationsweise für Siegmunds Liebeslied (aus der Walküre) und für Lohengrins Gralserzählung. Speziell beim Schwanenritter wirkt die lineare, schlanke Kantabilität eines Klaus Florian Vogt berührender. Günther Groissböck drückte wiederum der letzten Rosenkavalier-Serie an der Staatsoper seinen Stempel auf und polterte als vitaler, strizzihafter Ochs auf Lerchenau durch das vergangenheitsselige Spiel.

Mit seinem Wagner wurde man trotz allen Bemühens nicht wirklich warm. Die langen kraftvollen Töne des Basses (etwa bei Wotans Abschied aus der Walküre) erinnerten an schwere Pressgeburten von geraden, rauen Holzbalken. Schön und mächtig geht anders. Bekömmlicher da sein Wahnmonolog des Hans Sachs: Da hatten manche Töne einen Kern und Glanz; in den Parlando-Passagen ist Groissböck sowieso eine Bank. Optisch auch: Wann wird der Blonde mit der Dwayne-Johnson-Physis endlich für einen Hollywood-Blockbuster gecastet? Groissböck schaut im Frack aus wie sein eigenes Monument.

Das ORF RSO Wien musizierte unter der Leitung von Alexander Joel quadratisch, praktisch und gut. Jubel auch für die Singakademie, die final noch schnell aus den Meistersingern sang, was man an der Außenfassade des Hauses lesen kann ("Ehrt eure deutschen Meister"). (sten, 7.5.2022)