Die 3D-Designs von Julia Koerner (hier ein Kollektionsteil aus dem Jahr 2019) werden im Geymüllerschlössel mit dem Biedermeier-Ambiente in Dialog gesetzt.

Foto: Ger Ger

Rosa, Aprikot, Blau, die Farben von Julia Koerners futuristischen Lamellentaschen spiegeln sich in der Deckenmalerei des Kuppelsaals wider. Ein Zufall ist das nicht. Sie wurden extra angefertigt für die Präsentation im Geymüllerschlössel. Hier lagern sie nun auf hellen Podesten, auch bei ihnen handelt es sich um Objekte der österreichischen Designerin. Über der Installation baumelt ein Kronleuchter, hinter ihr sind drei Outfits ausgestellt.

Die Absolventin der Universität für angewandte Kunst ist spezialisiert auf 3D-Druck, 2015 brachte sie ihre erste Kollektion heraus, arbeitete mit dem französischen Modehaus Chanel wie der Hightech-Designerin Iris Van Herpen zusammen und machte 2018 mit Kostümen für die Marvel-Comic-Verfilmung Black Panther auf sich aufmerksam.

Seit zwei Jahren fertigt die in Salzburg geborene Designerin für ihr Label JK3D hauptsächlich jene 3D-Accessoires und Möbel, die im Biedermeier-Ambiente der Außenstelle des Museums für angewandte Kunst Wien (Mak) zu sehen sind.

Die kleine, pointierte Schau bildet den Auftakt für den neuen "(Con)temporary Fashion Showcase" – die Dependance im Grünen wird zum Mode- und Diskursort. Mak-Chefin Lilli Hollein will ihn als "klares Signal Richtung Modeszene und modeinteressierter Öffentlichkeit" verstanden wissen. Tatsächlich könnte sie mit dem Vorhaben zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn der idyllisch wie abseits gelegene Mak-Standort im 18. Bezirk, der zuletzt Arbeiten von Erwin Wurm mit dem Biedermeier-Ambiente in Dialog setzte, soll belebt werden. Das an Wochenenden mithilfe von Modepräsentationen, Talks, niederschwelligen Pop-up-Verkäufen und Buchvorstellungen zum Thema zu versuchen könnte funktionieren. Allein Schlössel und Park lohnen einen Ausflug.

Vorgeschmack am Wochenende

Einen Vorgeschmack gibt das bunte Programm der Eröffnungstage: Am Samstag und Sonntag wird mit Kaat Debo, Chefin des Modemuseums Antwerpen, die Frage "Does the museum need fashion or does fashion need the museum?" diskutiert. Julia Koerner spricht über Design- und Produktionsprozesse, Labels wie Studio Miyagi oder Margaret & Hermione verkaufen Body- und Swimwear.

Tatsächlich gibt es in Wien keinen fixen Ort, der für Interessierte über die Szene hinaus funktioniert. Dass das Interesse an Fragestellungen zum Thema besteht, führt der Erfolg internationaler Modeausstellungen vor: Kuratorin Lara Steinhäußer verweist beim Rundgang durch das Schlössel auf die "irrsinnige Aufmerksamkeit", die die Mode in den vergangenen 15 Jahren im musealen Kontext erfahren habe.

In Pötzleinsdorf jedenfalls werden auf die 3D-Mode von Julia Koerner in den kommenden Monaten Präsentationen von Susanne Bisovsky und Jojo Gronostay folgen. Ob es den Ausstellungen und Veranstaltungen im Grünen gelingen wird, auch neue und diverse Zielgruppen ins gediegene Pötzleinsdorf zu bewegen, wird sich zeigen. Der "(Con)temporary Fashion Showspace" sei kein Arrangement für die Ewigkeit, meint die Mak-Chefin. Ein Anfang aber allemal. (Anne Feldkamp, 8.5.2022)