Schwierig waren die Verhandlungen angesichts der gestiegenen Preise nicht nur in der Elektroindustrie.

Foto: Bundesinnung Elektrotechniker

Wien – Die hohe Inflation machte die jüngsten Lohnverhandlungen schwierig. Die erste Verhandlungsrunde in der Papierindustrie Anfang März war nach 25 Minuten vorbei. Die Arbeitgeberseite hat die Gespräche empört verlassen. Grund sei die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt für die 8000 Beschäftigten gewesen, ließen die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA wissen und orteten einen "noch nie dagewesenen Eklat".

Zuvor hatten die beiden Gewerkschaften die Lohnrunde mit der Elektroindustrie ebenfalls mit dem Wunsch nach einem Plus von sechs Prozent gestartet. Nach einigem Getöse aufseiten der Verhandler – inklusive Streikdrohung – fand man nun in der vierten Verhandlungsrunde zu einer Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag (KV). Demnach steigen die Ist-Löhne und -Gehälter in der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) für die 60.000 Beschäftigten um 4,8 Prozent, mindestens aber um 130 Euro. Das bedeute für niedrigere Einkommen bis zu 6,7 Prozent mehr, rechnete die Gewerkschaft am Freitagabend vor.

"Gerade noch vertretbar"

Die ab 11. Mai angekündigten Warnstreiks sind damit abgesagt. Die Branche sei an ihre Grenzen gegangen, "und wir haben uns zu diesem gerade noch vertretbaren Abschluss durchgerungen", kommentiert Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands, den Abschluss.

Die Einigung gilt rückwirkend ab 1. Mai. Die kollektivvertraglichen Mindestgehälter bzw. -löhne steigen um 5,0 Prozent. Die Lehrlingseinkommen legen im Schnitt um 8,6 Prozent zu.

Die KV-Einigung für die Elektro- und Elektronikindustrie ist nach der Textilindustrie, Papierindustrie und chemischen Industrie der vierte Abschluss in der Frühjahrslohnrunde der Industrie. Für die rund 47.000 Beschäftigten der chemischen Industrie steigen die Ist-Löhne und -Gehälter um 4,75 Prozent, zumindest aber um 120 Euro, und die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um 4,95 Prozent. Auch da hat es vier Verhandlungsrunden bis zu einem Abschluss gebraucht.

Für die rund 8000 Beschäftigten in der Papierindustrie steigen die KV-Löhne und -Gehälter um 4,9 Prozent, die Ist-Löhne und -Gehälter um 4,75 Prozent oder mindestens 120 Euro. (rebu, 8.5.2022)