Ex-Neos-Chef Matthias Strolz richtete Köstinger nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz aus: "Elli, es ist vorbei".

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Elisabeth Köstinger, seit rund zwei Jahren Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und enge Vertraute von Ex-Kanzler Sebastian Kurz, gab am Montag bekannt, von ihrem Amt zurückzutreten. Die politische Karriere der Kärntnerin scheint damit sehr plötzlich zu enden – wie die Reise weitergeht, hat Köstinger noch nicht verraten. Bevor, wie bereits vermutet, auch noch andere ÖVP-Politikerinnen ihrem Beispiel folgen, schießt sich das Netz auf "Elli" ein.

Kurz angebunden

Sebastian Kurz war einer der Ersten, die den Rücktritt kommentierten. "Vielen Dank für unsere gemeinsame Zeit in der Politik, in der du tagtäglich für die Werte und Überzeugungen der Volkspartei gekämpft hast und als Bundesministerin so vieles umsetzen konntest. Alles Gute für dein neues Kapitel und deinen weiteren Weg!" Köstinger galt als enge Vertraute von Kurz und war zuletzt noch eine von wenigen aus dieser Ära, die an ihrem Amt in der Regierung festhielten.

Aus der aktuellen Regierung kamen wertschätzende Worte unter anderem von Vizekanzler Werner Kogler, der Köstinger als "Kämpferin für ihre Anliegen" kennenlernen durfte, und auch Magnus Brunner, aktueller Bundesminister für Finanzen, war voll des Lobes. Der ÖVP-Politiker dankt für die gute Zusammenarbeit und wünscht ebenfalls alles Gute für die neuen Aufgaben.

Abseits davon spiegeln sich in den sozialen Netzwerken vor allem die schlechten Umfragewerte Köstingers, die zuletzt in einer APA/OGM-Umfrage nur noch bei 27 Prozent der Befragten als vertrauenswürdig galt. So hagelte es hämische Kommentare, etwa bezugnehmend auf diverse Entscheidungen der Ex-Ministerin: "Wer soll jetzt den Burggarten zusperren und die Seilbahnen aufsperren?" Auch die weiterhin starke Nähe zu Kurz wird ihr immer wieder vorgeworfen. Von "Stockholm-Syndrom" ist da die Rede, und sehr gern wird auch Ex-Neos-Chef Matthias Strolz zitiert, der im Oktober 2021 in einer TV-Sendung meinte: "Elli, es ist vorbei."

Auch andere lokale Größen versuchen sich in Wortspielen, etwa Dieter Chmelar, der schreibt: "Diesmal hat sich jemand selbst elli-miniert." Diverse SPÖ-Politiker witzeln darüber, ob man aktuelle Minister in der Schule noch lernt oder ob sich das nicht mehr lohnt. Viele fragen auch, ob das generell das Ende der ÖVP-Regierung sein könnte. Nachdem Bundesministerin Margarete Schramböck offenbar ähnliche Pläne in Sachen Rücktritt hegt, scheint die große Regierungspartei wirklich nicht zur Ruhe zu kommen.

Die Rochaden an der ÖVP-Spitze und bei diversen Ministern sorgten schon in den letzten zwölf Monaten für Schadenfreude im Netz. Selbst für Bundespräsident Alexander Van der Bellen – dem bereits bei den letzten Rücktritten nahegelegt wurde, einen Drive-in für Angelobungen einzurichten – wird es erneut turbulenter, wenn wieder einmal frische Gesichter in die Regierung "drängen".

Abschließend ist festzustellen, dass die Leichtigkeit, mit der vor mehreren Jahren gelegentlich noch im Netz zu politischen Veränderungen kommentiert wurde, zu großen Teilen verschwunden ist. Vor allem bissige, frustrierte und beleidigende Meldungen sind in den sozialen Netzwerken zu finden. Das wird sich wohl auch mit den folgenden, zu erwartenden Rücktritten nicht ändern. (red, 9.5.2022)