Am Mittwochvormittag wurden laut Einsatzkräften die umgestürzten Waggons geborgen.

Foto: PRESSESTELLE BFK MÖDLING / MICHA

Münchendorf/Eisenstadt – Nach dem Zugunglück vom Montagabend auf der Pottendorfer Linie in Münchendorf (Bezirk Mödling) hat die Polizei die Arbeit am Ort des Geschehens abgeschlossen. Der "Kurier" berichtete am Mittwoch, dass die Ermittlungen den frühen Verdacht von Bahninsidern bestätigten: Die Ventus-Garnitur sei viel zu schnell durch die gestellte Weiche 1 gefahren. Ein solcher Gleiswechsel darf laut ÖBB-Informationen mit maximal 60 km/h erfolgen.

Offiziell ließ die Raaberbahn noch offen, was die genaue Unfallursache war. Ein technisches Gebrechen könne jedoch ausgeschlossen werden, sagte die stellvertretende Generaldirektorin Hana Dellemann zum ORF Burgenland.

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt laut Behördensprecher Erich Habitzl jedenfalls wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung.

Bergung der Waggons am Mittwoch

Ein 25-jähriger Eisenstädter kam bei dem Unglück ums Leben. Der 52-jährige ungarische Triebwagenführer und zwei Fahrgäste aus Wien, eine Frau (35) und ein Mann (78), beide aus Wien, wurden schwer verletzt. Zehn weitere Passagiere erlitten leichte Verletzungen.

Am Mittwoch stand die Bergung der zwei Waggons des Ventus-Zuges, die in ein Feld gestürzt beziehungsweise auf der Böschung neben den Gleisen liegen geblieben waren, auf dem Programm. Dabei wurde ein Spezialkran eingesetzt.

Gleisarbeiten

Die Pottendorfer Linie war indes aufgrund anhaltender Arbeiten weiter unterbrochen. Ein Gleis dürfte Donnerstagfrüh wieder freigegeben werden. Nach Angaben der ÖBB werden im Abschnitt Achau–Wampersdorf voraussichtlich ab 5 Uhr wieder Fahrten möglich sein. Ein Schienenersatzverkehr blieb vorerst weiter aufrecht.

Im Fall des zweiten Gleises sei mit "Sanierungsarbeiten von zwei Wochen zu rechnen", teilten die ÖBB am Mittwochabend mit. Der zweigleisige Betrieb der Strecke werde daher voraussichtlich am 26. Mai ab 5 Uhr wiederaufgenommen werden können.

Das Unglück hatte sich auf einem geraden Streckenabschnitt ereignet. An Bord des Rex 7657, der auf dem Weg von Deutschkreutz nach Wien-Hauptbahnhof war, hatten sich der Landespolizeidirektion Niederösterreich zufolge der Triebwagenführer und etwa 70 Passagiere befunden.

Fahrtenschreiber sichergestellt

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat neben der Sicherstellung des Fahrtenschreibers des Zuges zwecks Auswertung auch jene der Zugmaschine angeordnet, sagte Habitzl am Mittwoch. Die Obduktion des 25-Jährigen ist ebenfalls verfügt worden. Zudem wurde ein Sachverständiger zur Klärung der Unfallursache bestellt. Mit einem Gutachten werde erst in einigen Wochen zu rechnen sein, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. (APA, 11.5.2022)