Quarantäne-Lager in Schanghai.

Rund 500.000 Menschen befinden sich derzeit in Quarantäne-Lagern, alleine in Schanghai – die meisten von ihnen ohne Symptome. Der Rest der 26 Millionen Einwohner ist seit über sechs Wochen in ihren Häusern eingeschlossen. 85 Prozent der Ausländer wollen die Stadt noch dieses Jahr für immer verlassen. Und trotzdem hält Chinas Regierung an der abstrusen ZeroCovid-Politik fest. Anfang der Woche sprach Xi Jinping nochmals von einem "großen Kampf gegen das Virus" und der "Morgenröte, die schon bald sichtbar werde". Woher dieses Verbohrtheit rührt, darüber rätseln Experten: Will Xi insgeheim politischen Widersachern schaden?

Wähnt er China längst im Dritten Weltkrieg und will mit seinen Lockdowns globale Lieferketten stören? Oder hat sich die Partei schlicht verrannt? Möglich ist es eine Kombination aus allen drei Motiven. Tatsache aber ist, dass die chinesische Methode der Virus-Bekämpfung – Lockdowns, Testen und das Ignorieren aller Grundrechte – gescheitert ist. Selbst die WHO rät nun China, den Kurs zu wechseln.

535 Menschen sind bis Mai in Schanghai an oder mit Covid gestorben. Dass nun wieder chinesische Forscher im Auftrag der Staatspropaganda in internationalen Wissenschaftsmagazinen wie "Nature" das Schreckgespenst von 1,55 Millionen Toten an die Wand malen, sollten die Maßnahmen aufgehoben werden, ist eine Farce. Dass dies auch in vielen westlichen Medien unkritisch amplifiziert wird, ist ein anderes Problem, und sollte Teil der hiesigen Maßnahmen-Aufarbeitung sein. (15.5.2022)