Musk hat den Twitter-Deal eigenen Aussagen zufolge pausiert.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Als Tesla-Chef Elon Musk vergangenen Freitag bekanntgab, den Twitter-Deal pausieren zu wollen, brach die Aktie des Kurznachrichtendiensts kurzfristig ein. Als Grund für seine Ankündigung nannte der Milliardär, überprüfen zu wollen, wie hoch der Prozentsatz an Fake- oder Spam-Konten ist. Offiziellen Zahlen zufolge liegt der Anteil bei weniger als fünf Prozent. Eine Zahl, die Musk nicht zu glauben scheint.

Auf Nachfrage eines Followers, was er konkret geplant habe, ließ er wissen, dass sein Team eine eigene Analyse durchführen werde. Seine Strategie dafür: "Irgendein Konto mit vielen Followern" hernehmen, die ersten 1.000 Follower ignorieren und dann jedes zehnte Konto auf Echtheit überprüfen. Die Sample-Größe solle dabei 100 betragen, weil er damit Twitters Strategie folge.

"Jedes vernünftige Stichprobenverfahren ist in Ordnung. Wenn viele Leute unabhängig voneinander ähnliche Ergebnisse für den Prozentsatz der gefälschten/Spam/duplizierten Konten erhalten, ist das aufschlussreich. Ich habe 100 als Stichprobengröße gewählt, weil Twitter diese Zahl verwendet, um <5 Prozent Fälschungen/Spam/Duplikate zu berechnen", schrieb er in einem Posting.

Sample zu klein

Kritik an diesem Ansatz ließ nicht lange auf sich warten. Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz weist in einem Posting darauf hin, dass dieser Ansatz keine zufälligen Stichproben ermöglichen würde. Dafür sei das Sample zu klein, die Fehleranfälligkeit zu groß. Es bleibe außerdem offen, anhand welcher Parameter Musk festlegen will, ob ein Account Fake ist oder nicht. "Für Twitter würde das Abrufen eines Samples ein paar Zeilen Code bedeuten. Jemand aus seinem Team könnte zusehen", schrieb er. Dass Musk Twitter hierbei nicht zu vertrauen scheint, sei ein Warnsignal.

Unterschiedliche Berechnungen für die Anzahl gefakter Accounts gibt es dennoch. Gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC erklärte der Gründer von Botsentinel, Christopher Bouzy, seine Analysen würden darauf hindeuten, dass zehn bis 15 Prozent der Twitter-Konten unauthentisch seien. Das Unternehmen ist auf die Erkennung von Fake-Accounts spezialisiert. Grund für die unterschiedlichen Zahlen sei laut Bouzy, dass der Kurznachrichtendienst Fake- und Spam-Accounts inkorrekt klassifiziere.

Nicht ausreichend

Eine Stichprobe von 100 Followern sei für die Absicherung im Falle des Twitter-Deals jedoch ungenügend, gibt der US-amerikanische Universitätsprofessor Carl Bergstrom gegenüber CNBC zu bedenken. Die von Musk gewählte Stichprobengröße sei deutlich kleiner als für Forscher in diesem Bereich üblich.

"Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass Follower des offiziellen Twitter-Kontos eine repräsentative Auswahl von Konten auf der Plattform sind. Vielleicht folgen Bots diesem Konto weniger wahrscheinlich, um nicht entdeckt zu werden. Vielleicht folgen sie ihm eher, um legitim zu erscheinen. Wer weiß das schon? Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Musk etwas anderes tut, als uns mit diesem albernen Stichprobenplan zu veräppeln", sagte er gegenüber den Berichterstattern. (red, 16.5.2022)