Norwegen: Bodø/Glimt (2021)

Vergangenen Herbst wusste die Fußballwelt plötzlich, wer sie sind. Nicht nur José Mourinho konnte es nicht glauben: 6:1 gewann der FK Bodø/Glimt das dritte Gruppenspiel in der Conference League – gegen den AS Rom. Kein Mourinho-Team bekam bis dahin so viele Gegentore in einem Match.

2020 holte Glimt, das erst 2017 wieder in die erste norwegische Liga aufgestiegen war, den ersten Meistertitel der über hundertjährigen Vereinsgeschichte. Glimt war nicht nur der erste Meister aus dem Norden Norwegens, wo die Distanzen weiter und die Winter kälter und dunkler sind als im Süden, sondern auch der beste in der Ligageschichte.

2021 wurde die Titelverteidigung geschafft, nächstes Ziel ist das Triple in der norwegischen Eliteserien, die zwischen Frühling und Spätherbst ausgespielt wird.

Torschützenkönig 2021: Ohi Omoijuanfo (Norwegen/FK Molde) – 27 Tore

Foto: imago/Action plus

Dänemark: FC Kopenhagen

Der FC Kopenhagen hat sich mit drei Punkten Vorsprung auf das Überraschungsteam FC Midtjylland den Titel in der Superligaen geholt. Für den Haupstadt-Klub war es der 14. Titel insgesamt, die letzte Meisterschaft ist aber noch nicht allzu lange her (2019).

Der Klub ist der der älteste Nordeuropas außerhalb Großbritanniens, existiert in der jetzigen Form aber erst seit 1992 als Zusammenschluss von Kopenhagen BK und BK 1903. Der größte internationale Erfolg der Dänen liegt schon länger zurück, 2011 errreichte man das Achtelfinale der Champions League wo man gegen Chelsea ausschied.

Torschützenkönig: Nicklas Helenius Jensen (Dänemark/Silkeborg) – 17 Tore

Foto: Reuters/Scanpix

Kroatien: Dinamo Zagreb

Rekordchampion Dinamo Zagreb ist zum fünften Mal nacheinander kroatischer Fußballmeister geworden. Das Team des früheren kroatischen Nationaltrainers Ante Cacic hat Hajduk Split am Ende mit sieben Punkten abgehängt. Das nennt man Dominanz: Für Dinamo war es der 23. Meistertitel in den vergangenen 29 Jahren.

Torschützenkönig: Marko Livaja (Kroatien/Hajduk Split) – 28 Tore

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Türkei: Trabzonspor

In der Türkei holen normalerweise immer die Großstadtklubs Galatasaray, Fenerbahce oder Besiktas den Meistertitel. Zusammen gewannen die Istanbuler Teams 58 der 66 türkischen Meisterschaften. Das letzte Mal, dass der Meister aus einer anderen Stadt kam, ist zwölf Jahre her.

Umso größer war der Jubel in der Schwarzmeerstadt Trabzon über den ersten Titelgewinn seit 38 Jahren. "Die Stadt und die Fans. Alle sind verrückt", sagt Marek Hamsík, der Star des Teams, der jahrelang für den SSC Neapel in Italien kickte.

Torschützenkönig: Umut Bozok (Türkei/Kasimpasa) – 20 Tore

Foto: Imago/seskimphoto

Zypern: Apollon Limassol

Auch in Zypern fand eine Zeitenwende statt. Auf seinen vierten Meistertitel musste der Traditionsvrein Apollon Limassol 16 Jahre lang warten. So lange dominierten die beiden Vereinen Apoel und Omonia aus der Hauptstadt Nikosia den zypriotischen Fußball.

Die Feierlichkeiten in Limassol waren daher ausgelassen, Mannschaft und Fans lagen sich während des pyrolastigen Autokorsos durch die Stadt in den Armen.

2019 warf Apollon übrigens die Austria aus dem Europacup, mit einem 5:2-Gesamtscore in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League.

Torschützenkönig: Ivan Trickovski (Nordmazedonien/AEK Larnaka) – 15 Tore

Foto: APA/AFP

Israel: Maccabi Haifa

Maccabi Haifa gewann seinen zweiten Meistertitel in Folge in der israelischen Premier League, den 14. Ligatitel insgesamt und sichert sich damit neuerlich einen Platz in der Champions League Qualifikation. Die Königsklasse haben die Israelis zuletzt 2009 erreicht, damals schaltete Haifa Red Bull Salzburg im Play-off aus.

Torschützenkönig: Omer Atzili (Israel/Maccabi Haifa) – 20 Tore

Foto: Reuters/Zvulun

Schweden: Malmö FF (2021)

Ähnlich wie in Norwegen läuft die Meisterschaft in Schweden zwischen Frühling und Herbst. Aktueller Meister ist Malmö. Der Rekordtitelträger (22 Titel) setzte sich im Vorjahr knapp gegen Verfolger AIK Stockholm durch. Der Heimatklub von Superstar Zlatan Ibrahimovic, gewann die Meisterschaft mit 59 Zählern aufgrund der besseren Tordifferenz vor den punktegleichen Stockholmern.

Malmo qualifizierte sich in der abgelaufenen Europacup-Saison zum insgesamt vierten Mal in der Vereinsgeschichte für die Champions League, schied in der Gruppenphase aus.

Torschützenkönig: Samuel Adegbenro (Nigeria/IFK Norrköping) – 17 Tore

Foto: Reuters/Pinca

Bulgarien: Ludogorets Rasgrad

Eine unglaubliche Serie geht weiter: Ludogorets Rasgrad holte den elften Meistertitel in Folge, seit 2011 gab es in Bulgarien keinen anderen Champion. In der aktuellen Saison wurde Rekordmeister ZSKA Sofia mit 20 Punkten Vorsprung distanziert.

Der Verein aus der nordostbulgarischen Stadt Rasgrad hat ebenfalls einen Mäzen im Rücken. Was Didi Mateschitz für Salzburg ist, ist Kiril Domuschiev für Ludogorets. Der bulgarische Pharma-Unternehmer beschäftigt ein Team mit 16 Legionären, darunter sechs Brasilianer. Es waren schon einmal mehr. In der vergangenen Champions League-Qualifikation scheiterte Ludogorets knapp im Play-off an Malmö.

Torschützenkönig: Pieros Sotiriou (Zypern/Ludogorets) – 16 Tore

Foto: Imago/Klodian Lato

Rumänien: CFR Cluj

In Rumänien gibt es mit dem CFR Cluj ebenfalls einen Dauermeister. Das Team von Fußballegende Dan Petrescu holte seinen vierten Meistertitel in Folge, den achten in der Vereinsgeschichte. Der jüngste Erfolg war denkbar knapp, mit einem Punkt Vorsprung wurde Konkurrent Steaua Bukarest in die Schranken gewiesen.

In der Conference League schied Cluj bereits in der Gruppenphase aus.

Torschützenkönig: Jefté Betancor (Spanien/Farul Constanta) – 15 Tore

Foto: IMAGO/sport pictures-Razvan Pasa

Ein Exot zum Schluss: Gibraltar – Lincoln Red Imps

Die Halb-Amateure von Lincoln Red Imps schrieben im vergangenen Herbst Geschichte, qualifizierten sich als erster Verein aus Gibraltar für einen Europacup-Bewerb. Mit einem 4:2-Gesamtscore gegen den FC Riga aus Lettland gelang der Aufstieg in die Conference League, die man allerdings punktelos beendete.

Alle Spiele der Gibraltar-Liga finden im gleichen Stadion statt, weil es kein anderes gibt. Konferenzschaltungen im Fernsehen braucht es also nicht. Absteiger gibt es auch nicht, es existiert keine zweite Liga. Und die Rekordspieler der Red Imps jubeln fast immer, obwohl sie auch als Hafenarbeiter oder Feuerwehrmänner im Einsatz sind.

In der heimischen Meisterschaft feierte Lincoln den 26. Titel. Gemeinsam mit Skonto Riga halten die Lincoln Red Imps den Europarekord mit 14 nationalen Titeln in Folge. (Florian Vetter, 31.5.2022)

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