Abgeordnete beim Beten im Dezember 2020.

Foto: Parlamentsdirektion/Zinner

Abgeordnete, die in der Hofburg gemeinsam beten und Fürbitten sprechen: Für Kritikerinnen und Kritiker wie die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures verletzt das die gebotene Trennung von Kirche und Staat, für die Teilnehmenden ist es lediglich eine überparteiliche, verbindende Veranstaltung. Dominiert ist sie traditionell von der ÖVP, im Winter 2020 lud sogar Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka persönlich zu einem Gebetsabend im Plenarsaal inklusive Livestream.

Dafür gab es einige Kritik, das "Fünfte Internationale Parlamentarische Gebetsfrühstück" wird deshalb wieder im Dachfoyer der Hofburg stattfinden und nicht live übertragen werden. Allerdings bleibt die Veranstaltung ein strittiges Thema unter den Parlamentarierinnen. Für gewisse Unruhe bei den Grünen sorgt, dass nun erstmals einer der ihren im Einladungskomitee dabei ist: der Abgeordnete Martin Litschauer.

Er verweist im Gespräch mit dem STANDARD darauf, dass die Veranstaltung dieses Mal ja nicht im Sitzungssaal stattfinde und es "grundsätzlich um den Frieden auf der Welt" und die "Verbindung zwischen den Religionen" gehe. Er wurde zur Teilnahme eingeladen und erklärt das damit, dass er wohl als einziger Abgeordneter dem altkatholischen Glauben zuzurechnen sei.

Schauspieler und ausländische Abgeordnete

Beten respektive "Impulse" geben wird auch ein Promi, nämlich der Schauspieler Samuel Koch. Der war durch seinen Unfall bei einer Wette in der Fernsehshow "Wetten, dass..?" bekannt geworden und ist nun sowohl Schauspieler als auch christlicher Aktivist. "Tja, der liebe Gott … Ich habe als Sportler vor jedem Wettkampf ein Stoßgebet losgeschickt. Auch unmittelbar vor dem Unfall bei 'Wetten, dass..?'. Und war natürlich sehr enttäuscht. Ich habe gezweifelt und gehadert mit dem lieben Gott. Bis ich dann feststellen durfte, dass meine Vorstellungen vom lieben Gott nicht ganz richtig sind", sagte Koch dazu in einem Interview.

Eingeladen sind außerdem Nicole Beer (FDP), die Vizepräsidentin des EU-Parlaments – die den Klimawandel angezweifelt hat; die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin (SPD) sowie Darren Millar, ein Mitglied des walisischen Senats. Beiträge sollen "ukrainische, russische, jüdische, muslimische und muslimisch-uigurische Gläubige" liefern, für die musikalische Umrahmung sorgt der "Abgeordnetenchor". (Fabian Schmid, 20.5.2022)