Zwei Weltstar-Doubles beim Shakehands: Austrofred (rechts) und Kurt Razelli mit Schwarzenegger-Maske feiern Trash und Stahlstadt.

Ingo Pertramer

Die enge Verzahnung von Kabarett und Austropop ist seit dem Wirken von Urahnen wie Georg Kreisler, spätestens aber seit den 1970er-Jahren (Lukas Resetarits meets Ambros und Co) evident. Warum? Darüber ließen sich Dissertationen verfassen. Vielleicht, weil der Standortnachteil eines kleinen Landes den Griff nach den Sternen nicht gerade begünstigt und sich das Besinnen auf die provinzielle Nabelschau nur mit Schmäh ertragen lässt.

Jedenfalls braucht man sich trotz der verdienten Pensionierung der steirischen EAV um den einschlägigen Nachwuchs keine Sorgen zu machen. Ostösterreich wird gut vom Kunststrizzi Voodoo Jürgens bedient, Oberösterreich hat neben Bilderbuch, die die Sache mit der Faschingsverkleidung allerdings ernst meinen, seit Jahren verlässlich einen Mann zu bieten: Austrofred.

Die Kunstfigur von Kreisky-Sänger Franz Adrian Wenzel vermischt den übersteigerten Weltstaranspruch eines Freddie Mercury mit Auskennertum im Niederschwelligen zwischen Stahlstadt, Würstelstand und ganz wichtig: Dialekt.

"I wü de gaunze Bottle"

Jetzt hat sich der Austrofred nach diversen Sachbüchern zum Thema Humor einen Ruck gegeben und wieder ein ganzes Musikalbum aufgenommen: Es heißt Life is laff (laut Duden ein Wort für fad, lau, öd) und versammelt in zwölf Nummern Alltagsphilosophie zwischen dem Bratislava Airport, dem Taxi mit Schmäh und dem Tupperparty Girl. Als Produzenten hat sich Austrofred dafür den Youtube-TV-Schnipsel-Remixer Kurt Razelli geholt. Der Internettroll mit der Arnold-Schwarzenegger-Maske hat nach Kollaborationen mit dem politischen Baumumarmer Matthias Strolz zuletzt ein gar nicht übles Jedermann-Album mit dem Schauspieler Philipp Hochmair herausgebracht.

KURT RAZELLI

Jetzt leiht er seine Trash und Pathos liebenden Synthesizer Austrofred-Texten wie I wü ka Achterl / I wü ka Vierterl / weil i bin ka zufriedener Trottel/ I wü de gaunze Bottle (Bottle) –ja, Kulturpessimismus ist ein Thema. In VÖEST fordert Austrofred sogar, seine Asche über den Hochöfen zu verstreuen. Das wirklich lustige Spoan (to be alive) über das kollektive Gürtel-enger-Schnallen und das zivilisationskritische Vom Faustkeil bis zum Laser passen wie die Faust zur Zeit, auch wenn darin die eigentlich gerade in Pension geschickte EAV anklingt. Mit Tower of Power könnte das Duo außerdem ung’schaut zum Song Contest fahren. Hallo ORF, Zeit wär’s, Alf Poier ist lange her. (Stefan Weiss, 24.5.2022)