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Sitzplatz im Nachtzug? Wenn man Glück hat, ist man einer der wenigen, der einen solchen bucht.
Foto: Getty Images

Pro

von Philip Pramer

Reisen mit dem Zug ist fast immer teurer als mit dem Flugzeug. Stimmt ja gar nicht, dachte ich mir einmal, als ich einen äußerst attraktiven Preis für den Nachtzug nach Paris entdeckte – bevor mich der nächste Klick mit der Existenz des Liegewagenzuschlags vertraut machte. Der Komfortaufpreis kann dabei auch mal mehr ausmachen als die Reise selbst. Ganz verständlich ist das zwar nicht, schließlich passen in ein Liegeabteil gleich viele Passagiere wie in eines mit Sitzen. Aber gut, im Rennen um kreative Preisgestaltung haben Billigairlines mit ihren Gepäckzuschlägen die Nase vorn.

Die Horizontalität des Reisenden ist (neben dem CO2-Ausstoß) der einzige Vorteil des Nachtzugs gegenüber dem Flugzeug. Warum sollte man diese aufgeben? Dafür gibt es nur einen Grund: weil es oft unschlagbar günstig ist – und weil Spätbuchern oft keine andere Möglichkeit bleibt. Mit etwas Glück ist man der einzige Wahnsinnige mit Sitzplatz – und hat ein Abteil ganz für sich allein.

Kontra

von Magdalena Pötsch

Sind Sie eher pro oder eher kontra Essen? Also so ganz generell: das Konzept der Nahrungsaufnahme – finden Sie gut oder eher nicht so?

Mir ging es so wie Ihnen gerade, als meine Kolleginnen und Kollegen doch ernsthaft begonnen haben, über Sitzplätze und Liegewägen in Nachtzügen zu diskutieren: Ich war ehrlich verwirrt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das etwas ist, worüber unterschiedliche Meinungen existieren – nämlich auch solche, die Team Sitzplatz sind. Warum der Selbsthass? Debattieren wir hier gerade ernsthaft über die Sinnhaftigkeit von Betten als gutem Konzept für erholsamen Schlaf?

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin eine gute und anspruchslose Schläferin. Und ein Sparfuchs. Ich habe schon viele Nächte auf zusammengeschobenen Sitzen in Sechserabteilen verbracht. Ich bekomme weder von Lärm noch von Licht auf dem Gang etwas mit und schlafe wie ein Stein – aber am Ende eben trotzdem lieber in einem Bett als auf einem Stuhl.
(RONDO, 29.5.2022)