Lösungen für "Urbanes Bauen mit Holz" waren bei der proHolz Student Trophy 2022 gefragt – und dies neuerlich auf internationaler Ebene. Gesucht wurden nämlich Ideen für drei Bauplätze in Wien, München und Berlin. Die Aufgaben waren im Oktober 2021 bei einem Kick-off-Event in München vorgestellt worden, Einreichschluss für die Planungsteams war dann Ende März. Kürzlich fand in Wien die Preisverleihung statt.

In Wien war die Aufgabenstellung, die Bebauung eines 1.830 Quadratmeter großen Parkplatzes beim Karl-Kysela-Hof in Ottakring, einem Gemeindebau aus den 1960er-Jahren, zu planen (Bild).

Foto: proHolz Austria/Klomfar

Den Sieg holte sich ein Team der Technischen Universität Wien mit seinem Projekt namens "Flex". Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza und Diamant Sopi entwarfen einen L-förmigen Baukörper mit einem etwas zurückversetzten zweigeschoßigen Erdgeschoß und darüber einem fünfgeschoßigen Holzwohnbau. Letzterer besteht aus Mittelwänden in Brettschichtholz und Außenwänden in Holzrahmenbauweise, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Erdgeschoß und die Balkone sind in Betonausführung geplant.

Rund 300 Studierende von 29 Universitäten und Fachhochschulen aus fünf Ländern (Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Russland) haben in interdisziplinären Teams bei der Student Trophy 2022 mitgemacht. Aus 91 Projekteinreichungen wurden zehn Projekte von einer internationalen Jury ausgewählt, am 19. Mai wurden die Siegerprojekte im Rahmen einer Festveranstaltung an der TU Wien ausgezeichnet.

Visualisierung: Flex

Einen Teil des Preisgeldes in Höhe von insgesamt 16.000 Euro holte sich dabei auch ein Team der TU München. Es hatte für die dortige Aufgabenstellung – einen Bebauungsvorschlag für das Gelände einer ehemaligen Funkkaserne zu finden – laut Jury die beste Herangehensweise gewählt.

Visualisierung: Fünfseithof

Anna-Maria Brendel, Vincent Schmitt und Samuel Weitzbauer entwarfen im Projekt "Fünfseithof" ein 25 Meter hohes Wohn- und Ateliergebäude samt zwei zueinander versetzt angeordneten und an den Bestand anschließenden Arkaden. So entstand ein Innenhof zum bestehenden U-förmigen Kunsthof sowie ein neuer Quartiersplatz zum benachbarten Jugendzentrum. "Der Entwurf zeigt, dass ein Hochpunkt aus Holz ein Gewinn für den Standort sein kann", urteilte die Jury – die allerdings auch empfahl, bei einer etwaigen Realisierung von den verschachtelten Wohnungsgrundrissen Abstand zu nehmen, da diese "brand- und schallschutztechnisch im Holzbau nur mit großem Aufwand zu lösen" wären.

Visualisierung: Fünfseithof

Für Berlin wiederum wurde eine Idee für das ehemalige Haus der Statistik gesucht, dieses sollte als Ausgangspunkt für ein neues Stadtquartier betrachtet werden, mit Raum für bezahlbares Wohnen, Kultur, Bildung und Sozialem.

Den Sieg holten sich Daniel Geistlinger, Moritz Henes und Frederike Geissler von der TU Berlin bzw. der Hochschule Biberach. Das Projekt "Neighbourwood" überzeuge auf mehreren Ebenen, so die Jury: konstruktiv, städtebaulich und funktionell. Drei Baukörper wurden voneinander abgerückt positioniert, mit außen liegenden Treppenhäusern dazwischen. Einer davon ist ein Turm, bei dem immer drei Geschosse eine strukturelle und bauphysikalische Einheit bilden, "was eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Grundrissgestaltung sowie im Schnitt erlaubt", wie die Jury festhielt. "Das Konzept des außenliegenden Tragwerks aus Holz funktioniert allerdings nur, wenn es vor Bewitterung geschützt ist."

"Hohes Niveau"

"An den Beiträgen der Studierenden lässt sich das Potenzial der Nachverdichtung mit Holz und einer maßstabsgerechten Quartiersentwicklung erkennen", werden die Juryvorsitzenden, die Architekten Michael Schluder und Maximilian Rudolf Luger, in der Aussendung zitiert. "Die eingereichten Arbeiten belegen teilweise ein sehr hohes Niveau in der Detailplanung. Dies verdient hohe Anerkennung und zeigt, wie wichtig es ist, dass der Holzbau in der Lehre verankert ist."

Kooperationspartner des Wettbewerbs waren neben Pro Holz Austria auch Pro Holz Bayern sowie die drei Städte, die die Bauplätze nominierten. Ob von den Siegerprojekten nun aber auch etwas umgesetzt wird, ist ungewiss. (red, 26.5.2022)

Link

Alle Siegerprojekte im Detail sowie die Anerkennungspreise auf der Website der Student Trophy 2022

Visualisierung: Neighbourwood