Zahlreiche Superyachten sind vom Radar verschwunden, um den Sanktionen gegen Russland zu entgehen.

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Russische Superyachten waren in den letzten Monaten oft Ziel europäischer Behörden, die aufgrund der laufenden Sanktionen einfach eingezogen beziehungsweise aufs Trockene gelegt wurden. Seit ein paar Wochen sind diese schwimmenden Luxusgüter allerdings von den internationalen Radaren verschwunden – mit einem Trick.

Abgetaucht

Mindestens 13 russische Yachten im Wert von rund zwei Milliarden Dollar wurden laut Berichten bereits von den diversen Regierungen in Häfen von Frankreich bis Fiji eingezogen. Um diesem Schicksal zu entgehen, sollen noch nicht gefundene Superyachten in den letzten Wochen "vom Radar verschwunden sein", berichtet der "Observer". Durch das Abschalten des automatischen Identifikationssystems (AIS), mit dem größere Schiffe ausgerüstet sein müssen, scheinen die Luxusschiffe nicht mehr auf und können so nicht mehr gefunden werden.

Unter den "Vermissten" befinden sich prominente Superyachten wie die 140 Meter lange Ocean Victory von Wiktor Raschnikow, die zuletzt am 1. März in der Nähe der Malediven gesichtet wurde. Wie viele andere Oligarchen wurde der Unternehmer und Politiker, der zu den reichsten Russen gehört, Anfang März auf die Sanktionsliste der EU gesetzt. Teile seines Vermögens wurden damit eingefroren, auch die Einreise in die EU ist Raschnikow derzeit nicht gestattet.

Laut einer Aussage eines Crewmitglieds eines dieser Schiffe wurde das AIS auf Befehl sogar ausgebaut und deaktiviert. Ausgeschaltet darf das System eigentlich nur in einem Hafen werden, der Ausbau ist untersagt. Dennoch scheint dieser Trick Schule gemacht zu haben, verschwinden doch immer mehr Luxusschiffe aus der Radarkontrolle. Der Ablauf scheint immer sehr ähnlich zu sein: Die Yacht verlässt einen Hafen und dreht dann das AIS ab. Wo die Yachten mittelfristig ihre Anker setzen, ist unbekannt.

Anfang März wurden zahlreiche russische Superyachten in europäischen Häfen beschlagnahmt.
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Verglaster Pool

Rund 9.300 Superyachten im geschätzten Wert von rund 50 Milliarden Dollar sollen durch internationale Gewässer fahren – rund zehn Prozent dieser Flotte befinden sich in der Hand von Russen. Um sich die Dimensionen solcher Transportmittel besser vorstellen zu können: Auf manchen, etwa der Dilbar des russischen Unternehmers Alischer Usmanow, befinden sich zwei Hubschrauberlandeplätze. Andere glänzen mit verglasten Swimmingpools, die einen Wasserfall bieten, oder auch mit Verteidigungssystemen gegen Drohnen. (red, 30.5.2022)