Die Filmindustrie wettert gerne gegen Piraterie. Sonderlich zielgerichtet ist man im Kampf dagegen allerdings kaum.

Foto: Chris Pizzello/Invision/AP

Es ist zu einer eigenen Industrie geworden: Jeden Tage stellen auf Antipiraterie spezialisierte Firmen Millionen sogenannter "Takedown Requests" nach dem US-amerikanischen Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Darüber sollen Suchmaschinen wie Google dazu gebracht werden, Links auf Raubkopien von Filmen, Serien und Musik zu entfernen. Das schiere Volumen dieser Anfragen führt dazu, dass diese größtenteils automatisiert abgehandelt werden, auch wenn es bei umstrittenen Fällen dann sehr wohl immer wieder manuelle Korrekturen gibt.

Ungenau

Denn wie sich seit Jahren ein aufs andere Mal bestätigt, leisten die Antipirateriefirmen nicht immer sonderlich präzise Arbeit. So ist es schon einmal vorgekommen, dass solche – im Dienst von Filmstudios agierende – Unternehmen Sperren auf den Webseiten des betreffenden Studios selbst beantragen. Auch dass zur Löschung vollständig legaler Inhalte aufgefordert wird, kommt immer wieder vor.

Verblüffendes Ziel

Gut in diese Reihe passt nun ein neuer Vorfall, von dem Torrentfreak berichtet. Die kanadische Antipirateriefirma Shoot-down.com hat Google zur Sperre zahlreicher Filesharing-Seiten aufgefordert – darunter so illustre Namen wie Megaupload, Fileserve, Filesonic und Wupload, wie aus den Transparenzberichten von Google hervorgeht.

Das Problem dabei: Die betreffenden Domains gibt es zum Teil schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr. So wurden etwa Wupload und Fileserve bereits im April 2012 eingestellt, einige Monate später folgte dann Filesonic. Am verblüffendsten ist aber der Antrag bezüglich Megaupload, immerhin hatten Filmstudios dereinst die Abschaltung des Dienstes als großen Erfolg gefeiert.

Spurensuche

Das wirft natürlich die Frage auf, wie es zu diesem Versehen kommen konnte. Auf eine Nachfrage reagierte das im Auftrag des australischen Filmvertriebs Odin's Eye Entertainment agierende Unternehmen nicht. Eine gewisse Ironie hat in dieser Hinsicht aber, dass Shoot-down.com auf der eigenen Webseite mit dem Hinweis wirbt, dass "Copyright-Verletzungen so alt wie das Internet" seien. Dass man dies dann so wörtlich nimmt, überrascht allerdings sehr. (apo, 31.5.2022)