Autor Don Winslow will mit Videos und Twitter die US-Politik besser machen.

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Das Vokabular der Gewalt, das bisher die millionenfach verkauften Bücher von Don Winslow mit ausgemacht hat, überträgt der US-Thrillerautor jetzt aufs politische Feld. Von "Angriffen", "verprügeln" oder "zurückschlagen" ist da genauso die Rede wie von "Schlacht". In eine solche will Winslow nämlich ziehen. Seine dieser Tage auf Deutsch erschienene Geschichte City on Fire über den Krieg zweier rivalisierender Mafiaclans Mitte der 1980er soll das Letzte sein, was er an Literatur geschrieben hat.

Trilogie

Der Band bildet den Auftakt einer Trilogie, deren Folgebände bereits fertig in der Schublade liegen, wo sie der Veröffentlichung im Frühjahr 2023 und 2024 harren. Winslow wird seine Fans also noch eine Zeitlang glücklich machen, auch wenn seine Gedanken schon längst anderswo sind: Er will eine Wiederkehr Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 verhindern. Denn er glaubt, dass dieser in einer weiteren Amtszeit noch rücksichtsloser wüten würde; die Demokratie in den USA wäre danach erledigt. Winslow will Trump auch für den Sturm auf das Kapitol 2020 zur Verantwortung ziehen.

Mit dem Thriller City on Fire kehrt der 68-Jährige nun zum Abschluss gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück – ist er doch selbst in Rhode Island aufgewachsen, wo die Handlung spielt. Seine Großmutter arbeitete für einen Mafioso. Winslow geriet dennoch auf die richtige Bahn, studierte afrikanische Geschichte, jobbte als Detektiv und vertiefte sich im zweiten Bildungsweg in die Militärgeschichte, ehe er mit fast 40 Jahren seinen ersten Krimi rund um den Privatdetektiv Neal Carey herausbrachte. Der große Erfolg setzte 2005 mit Tage der Toten über den Drogenkrieg in Mexiko ein. Fünf Jahre hatte er intensiv dafür recherchiert.

Recherchen zeichnen Winslows Krimis aus. Savages wurde 2012 von Oliver Stone verfilmt und hat Winslows Fanbase weiter ausgebaut. Das will er nützen. Die modernen Kriege würden in den sozialen Netzwerken geführt, sagt der Autor. Wenn er von San Diego aus, wo er mit seiner Frau lebt, empört über US-Anti-Abtreibungsregeln oder die lockeren Waffengesetze tweetet oder zu Wahlkampfspenden für Demokraten aufruft, erreicht er 870.000 Follower. Politische Videos, die Winslow zuletzt mit Stars wie Bruce Springsteen gedreht hat, zählen bisher 250 Millionen Views. Die Demokraten hätten bessere Visionen, seien aber nicht laut genug, erklärte Winslow im Statement zum Karriereende. Sie haben jetzt einen kampfeslustigen Fürsprecher. (Michael Wurmitzer, 1.6.2022)