Seit 2020 wird das Wien-Museum am Karlsplatz umgebaut. Inzwischen wurde dem Haerdtl-Bau von 1959 ein moderner Aufbau aufgesetzt, der neben neuen Ausstellungs- und Aufenthaltsräumen auch eine Aussichtsterrasse birgt. Das neue "Fugengeschoß" zwischen dem alten Haerdtl-Bau und dem aufgesetzten "Schwebegeschoß" wird eine der Attraktionen des neuen Wien-Museums.

Foto: APA/HANS PUNZ

Mit dem vor den alten Haupteingang gesetzten, zehn Meter hohen Eingangspavillon mit 215 Quadratmeter Fläche und dem Restaurant, das von 8 bis 24 Uhr offen sein werde und jeweils 70 Plätze in Innen- und Außenraum anbieten könne, werde man "wirklich mitten im Park" sein, schwärmte Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl nun bei einer Baustellenbegehung. Ein großer Teil der Plaza "wird nur zum Verweilen da sein. Wir arbeiten gerade am Möblierungskonzept."

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Als erstes Objekt dieser Dauerpräsentation, mit der Ende 2023 das neue Wien-Museum eröffnet werden soll, wird bereits Mitte Juli der alte Prater-Wal eingebracht. Anders sei die Einbringung des zehn Meter langen Objekts, das künftig von der Decke hängen soll, nicht zu bewerkstelligen, schilderte Projektleiter Heribert Fruhauf. Erst danach werde ein Zwischengeschoß im imposanten hohen Atrium eingezogen, in dem in lichter Höhe eine in den Luftraum ragende inverse Betontreppe an Piranesi oder M. C. Escher erinnert.

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Die Aussicht auf den Karlsplatz mit Karlskirche, Künstlerhaus und Musikverein ist kolossal. Doch nicht nur die Aussichtsterrasse wird frei zugänglich. "Das ganze Haus ist frei", sagte Museumschef Bunzl. "Die Sonderausstellungen ganz oben sind der einzige Bereich, für den man ein Ticket brauchen wird."

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Im Fugengeschoß soll es unter anderem Tische zur Konsumation von Snacks und Getränken geben. Zudem sind hier die Ateliers der Museumspädagogik und Veranstaltungsräume vorgesehen. Das aufgesetzte "Schwebegeschoß", dessen Betonwände durch von der Schalung verursachte dreieckige Rillen mit einem reizvollen Spiel der Schatten versehen werden sollen, funktioniert dagegen als White Cube ohne natürliches Licht und wird 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten, die in bis zu fünf Teilflächen unterteilt werden kann. Die erste Sonderausstellung wird erst 2024 eröffnet.

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Seit wenigen Wochen steht das Gebäude auch wieder als Solitär: Die Verbindungsbrücken zum Gebäude der Zurich-Versicherung, in dem früher auch Büros des Museums untergebracht waren, sind alle gekappt, die Sicht vom Karlsplatz zur französischen Botschaft ist frei. Bei dem nach den Plänen des Architektenteams Winkler + Ruck (Klagenfurt) und Ferdinand Certov (Graz) umgesetzten Umbau, der dem Museum eine Verdoppelung der Nettonutzfläche (12.000 Quadratmeter statt bisher 6.900) bringen wird, wurden unter dem Vorplatz nicht nur neue unterirdische Depots errichtet, sondern auch 30 Sonden jeweils 150 Meter in die Tiefe getrieben. Kühlung und Heizung werden künftig komplett über Geothermie bewerkstelligt, sagte Fruhauf.

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Nicht mit Bestimmtheit sagen lässt sich, welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg und die derzeitige Knappheit am Baustoffsektor auf Kosten- und Zeitplan haben wird. Dass alle Stahlträger bereits vor Februar eingebaut gewesen seien, sei ein Riesenglück für das Projekt gewesen, schilderte Fruhauf und lobte wie Bunzl den Generalunternehmer (Porr AG), der alle Anstrengungen unternehme, den Bau wie vorgesehen fertigzustellen.

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Angesichts der unsicheren weiteren Entwicklung seien exakte Prognosen jedoch "unseriös", betonten beide. Noch uneingerichtet möchte Bunzl das neue Wien-Museum an einem Tag der offenen Tür erstmals dem Publikum präsentieren. "Ob das klappt, wissen wir noch nicht", sagte er. Die Gleichenfeier ist für 21. Juni geplant. Vorgesehen ist zudem, dass das Gebäude im März 2023 vom Generalunternehmer übernommen wird. (APA, 1.6.2022)

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