Dieses Bild sagt zwar nicht mehr als 1000 Worte, aber es erzählt doch eine Geschichte. Es zeigt vier Herren, die im Jahr 2018 in Moskau einen im Rückblick sehr fragwürdigen Gaslieferungsvertrag Russland/OMV beschließen. Im Vordergrund Alexej Miller, Chef des russischen Gazprom-Riesen, und Rainer Seele, damals OMV-Chef. Im Hintergrund die beiden "Paten", Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und der russische Präsident Wladimir Putin. Kurz mit den klassischen verschränkten Händen vor dem Körper, Putin in gestraffter Macho-Haltung.

Alexej Miller, Rainer Seele, Sebastian Kurz und Wladimir Putin 2018 in St. Petersburg.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Eine Sekunde später gab es noch ein Bild, wie nämlich Seele nach der Unterzeichnung des Gasvertrags Miller ekstatisch an die Brust drückt.

An diesem Tag wurde Österreichs 80-Prozent-Abhängigkeit vom russischen Gas festgemauert. Man glaubte, einen Superdeal abgeschlossen zu haben – billiges Gas zu sicheren Bedingungen. Rainer Seele setzte viel zu einseitig auf das Russengas, Kanzler Kurz stand wohlwollend dahinter. Konnte man ahnen, dass Putin einen Krieg in und gegen Europa anzetteln würde? Nein, aber man vertraute generell viel zu bereitwillig auf das Wort eines großrussischen Autokraten. Experten sagen auch, dass die Bedingungen des Vertrags zumindest in einem wichtigen Punkt nachteilig für Österreich waren.

Nun will eine Aktionärsgruppe Rainer Seele zur Verantwortung ziehen. Da gibt es noch was aufzuarbeiten. (Hans Rauscher, 2.6.2022)