Musk verbietet Tesla-Mitarbeitern das Homeoffice.

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Bei Tesla ist die Zeit des Homeoffice vorbei. Am Mittwoch schickte CEO Elon Musk eine interne E-Mail aus, laut der alle Angestellten "mindestens 40 Stunden in der Woche im Büro verbringen" müssen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Milliardär mit seinen Anforderungen bezüglich Arbeitszeit auffällt. Schon 2018 empfahl Musk eine 80-Stunden-Woche, Teile der Belegschaft sollen damals sogar 100 Stunden gearbeitet haben, um die Produktion des Model 3 hochzufahren.

Im Rahmen eines Keynote-Interviews mit den "Financial Times" geht Musk am Dienstag nun einen Schritt weiter. "In China gibt es einfach eine Menge sehr talentierter, hart arbeitender Menschen, die fest an die Produktion glauben", sagte er dort. "Sie arbeiten nicht nur um Mitternacht, sondern auch um drei Uhr morgens, sie verlassen nicht einmal die Fabrik, während die Menschen in Amerika versuchen, gar nicht erst zur Arbeit zu gehen."

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"996"

Diese Aussage sorgt für Kritik. Erst im April untersagte Tesla laut dem "Guardian" seinen Beschäftigten, die Gigafactory in Schanghai zu verlassen. Arbeiter seien dabei verpflichtet gewesen, sechs Tage hintereinander eine Zwölf-Stunden-Schicht zu arbeiten und auf dem Boden der Fabrik zu schlafen. Dabei würden vergleichbare Verstöße gegen das Arbeitsrecht seit der Eröffnung im Jahr 2018 immer wieder gemeldet werden.

Dieses in China übliche Arbeitssystem wird auch "996" genannt – weil sechs Tage in Folge von neun bis neun Uhr gearbeitet werden muss. Forschende der australischen Wollongong-Universität bezeichnen die Praxis deshalb als eine Form der modernen Sklaverei.

Theorie und Praxis

Chinesisches Arbeitsrecht schreibe zwar eine 40-Stunden-Woche vor, das Gesetz werde allerdings kaum durchgesetzt, sagt Eli Friedman, Arbeitsrechtsexperte an der New Yorker Cornell University gegenüber dem "Guardian". Laut ihm seien exzessive Überstunden "eine Art integraler Bestandteil des gesamten Modells der industriellen Entwicklung in China". Obwohl die Praxis illegal sei, werde sie "regelmäßig in Absprache mit den lokalen Regierungen" durchgesetzt.

Musk selbst bewarb die 80-Stunden-Woche in den USA 2018 mit der Aussage, dass noch nie jemand "die Welt mit 40 Stunden pro Woche verändert" habe. "Wenn du liebst, was du tust, fühlt es sich größtenteils nicht wie Arbeit an", sagte er. Schon damals sorgte die für Kritik, Twitter-User verglichen die Aussagen mit Sklaventreiberei. Im Gespräch mit dem "Business Insider" beschwerten sich zudem mehrere Mitarbeiter über die langen Arbeitszeiten. Gut ginge es jenen Tesla-Angestellten, die wöchentlich 70 Stunden arbeiten. (red, 2.6.2022)