Die bäuerlichen Einkommen sind zu einem sehr hohen Prozentsatz subventioniert. Ist auch einsichtig, denn ohne staatliche Zahlungen aus Steuermitteln könnten sehr viele Betriebe nicht mehr überleben, und die Lebensmittelversorgung wäre nicht gesichert. Aber manche Landwirtschaftsvertreter machen es der Öffentlichkeit ziemlich schwer, diese Notwendigkeiten einzusehen. Der funkelnagelneue ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig etwa sieht im Interview mit dem STANDARD wenig Spielraum für weniger Tierleid – nämlich für bessere Bedingungen in Ställen. Vollspaltböden in der Schweinezucht und Anbindehaltung bei Rindern seien leider nicht abzuschaffen: "Schrauben wir Tierwohl Standards zu hoch, verlieren wir die heimischen Bauern. Sind ihre Produkte zu teuer, werden sie durch billigere aus dem Ausland ersetzt."

"Schrauben wir Tierwohl Standards zu hoch, verlieren wir die heimischen Bauern." ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig
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Das klingt irgendwie ... alt. Wie schon immer. Damit sollen die objektiven Schwierigkeiten einer halbwegs schonenden Nutztierhaltung nicht geleugnet werden. Aber Sympathien unter der wachsenden Anzahl tierwohlbewusster Menschen holt man sich so nicht. Immerhin haben 416.000 Menschen das Volksbegehren gegen Massentierhaltung unterschrieben.

Klar, es wird immer Konsumenten geben, die Billigfleisch aus Massentierhaltung kaufen (müssen). Aber mit einem solchen Nachweis alten Denkens schadet man der Sache der Bauern. (Hans Rauscher, 2.6.2022)