Für Südafrika hätte es nicht schlimmer kommen können. Ausgerechnet Präsident Cyril Ramaphosa, der seinen Landsleuten die schonungslose Aufarbeitung der räuberischen Herrschaft seines Vorgängers Jacob Zuma versprochen hat, ist nun selbst in einen Skandal verstrickt: Nelson Mandelas Enkeln bricht auch noch das letzte Stückchen Boden unter den Füßen weg.

Der Präsident soll den Diebstahl von mehreren Millionen US-Dollar aus seiner privaten Wildtierfarm nicht nur verheimlicht, sondern aktiv vertuscht haben: Geldwäsche, Korruption und Kidnapping wirft ihm Arthur Fraser, der ehemalige Geheimdienstchef des Landes, vor.

Erhärten sich die Vorwürfe, wird's eng für Ramaphosa.
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Die Vorwürfe sind mit Vorsicht zu behandeln. Fraser ist selbst ein hochkorrupter Genosse des Afrikanischen Nationalkongresses: Der Zuma-Freund soll Millionen an Rand veruntreut haben. In wenigen Tagen wird die Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts erwartet, der Fraser hinter Gitter bringen könnte – genau wie unzählige andere Parteigenossen, die inzwischen unter Anklage stehen.

Bis zum Parteitag des ANC im Dezember wird von Beobachtern die Entscheidungsschlacht um die Seele der einst ehrwürdigen Befreiungsbewegung erwartet: Stolpert Ramaphosa über die Wildtier-Affäre, wird auch die letzte Hoffnung am Kap erlöschen. (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 8.6.2022)