Ein Exemplar der neu entdeckten Art Chilomys percequilloi.

Foto: Jorge Brito

Höhenluft tut gut – zumindest, wenn man eine Nebelwaldmaus ist. Wie sich nun herausstellt, ist die Familie dieser Nagetiere weitaus größer als gedacht: Ein internationales Forschungsteam hat in den ecuadorianischen Anden gleich fünf neue Arten dieser Mäuse identifiziert. Sie alle zählen zur enigmatischen Gattung Chilomys und leben in Höhen zwischen 1.200 und 4.050 Metern, wie es in einer aktuellen Publikation im Fachblatt "PeerJ" heißt.

Bisher waren nur eine zwei Chilomys-Art beschrieben: C. fumeus, die auf die nördlichsten Anden in Kolumbien und Venezuela beschränkt ist, und die weiter verbreitete Spezies C. instans, die von Zentralkolumbien bis Nordperu vorkommt. Über die Lebensweise der Tiere ist relativ wenig bekannt, fest steht aber, dass sie in feuchten Gebirgswäldern vorkommen und sich offenbar in der Umgebung von Baumwurzeln und verrottendem Holz wohlfühlen.

Kaum zu fassen

In elf Jahren Feldarbeit brachte eine Forschungsgruppe, der auch Claudia Koch vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn angehörte, eine beachtliche Zahl an Verwandten ans Licht: "Wir haben mit umfassenden Methoden nachweisen können, dass es sich bei der bisher in Ecuador als Chilomys instans bezeichneten Art tatsächlich um einen Komplex handelt, der mindestens fünf neue Arten umfasst", sagte Koch. Möglich wurde die Entdeckung durch genetische Untersuchungen sowie morphometrische Analysen und Schädel-Rekonstruktionen, die mittels Computertomographie-Aufnahmen angefertigt wurden.

Erstmals beschrieben wurde die Gattung Chilomys 1897. Die kleinen Tiere, die im Volksmund "Nebelwaldmäuse" genannt werden, seien schwer zu fangen, weshalb die umfangreichen Feldstudien mehrere Jahre dauerten, schreibt das Forschungsteam. Die Expertinnen und Experten schließen keineswegs aus, dass es noch mehr Arten dieser Mäuse geben könnte. Die neu entdeckte Vielfalt dürfte auf geografische Isolation zurückzuführen sein, die mit den Auswirkungen der quartären Gletscherzyklen auf die Vegetationsgürtel zusammenhängt. (red, 11.6.2022)