Anton Lang (links) könnte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als "Landesvater" ablösen – so zumindest die Hoffnungen eines Teils der steirischen SPÖ.

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Der steirische ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der nach seiner Rücktrittsverkündung im Abgang noch mit der Aussage, Sebastian Kurz sei "bestialisch ausradiert" worden", irritiert hatte, bringt mit dem Abschied von der Landesspitze nun einige Unruhe in die Reihen seines Koalitionspartners SPÖ.

Dort wird nervös diskutiert, wie die Partei auf den Wechsel von Schützenhöfer zum neuen, jüngeren Landeshauptmann Christopher Drexler reagieren soll. Eine öffentliche Debatte darüber will man noch vermeiden, denn die würde eben in erster Linie den eigenen Parteichef Anton Lang betreffen. Also bleibt man lieber noch in Deckung.

Dass der 63 Jahre alte Landeshauptmann-Vize die geeignete Person sein wird, um 2024 gegen Drexler zu reüssieren, darüber gibt’s in der SPÖ jedenfalls einigen Zweifel.

Zumindest in Langs Umfeld ist man überzeugt, er könne mit seiner Statur, die jener des abtretenden Schützenhöfers ähnelt, dessen Rolle als "Landesvater" übernehmen. Lang kommt aus der Leobener Kommunalpolitik und gilt als verbindender, eingefleischter Großkoalitionär.

SPÖ über KPÖ uneins

Nun tauchen aber Überlegungen in seiner Partei auf, dass sich die SPÖ öffnen müsse, auch für andere Koalitionspartner. Aus der KPÖ kommt dazu der Anstoß, wie in Graz sollte es künftig auch das Land mit einer Koalition aus SPÖ, KPÖ und Grünen versuchen. KPÖ-Landtagsklubchefin Claudia Klimt-Weithaler meint, die Verhältnisse im Land seien zwar andere, "aber das wäre sicher eine Option". Dagegen spräche allerdings die strikte Haltung der SPÖ. Anton Lang hatte ja versucht, die rot-grün-rote Stadtkoalition in Graz zu verhindern. Er wollte die dortige SPÖ von einem Pakt mit der KPÖ abhalten. Lang gilt als strenger Gegner einer Zusammenarbeit mit den Kommunisten.

Lang steht jetzt jedenfalls innerparteilich auf dem Prüfstand. "Wir dürfen jetzt gar nichts ausschließen, auch keine Koalition mit der KPÖ. Toni Lang hat nun die Chance, aus dem Wechsel in der ÖVP etwas zu machen. Er hat es in der Hand. Wenn er selbstbewusst auftritt und den Kuschelkurs mit der ÖVP beendet, hat er Chancen", sagt einer aus der Führungsriege der SPÖ.

"Ausgefuchster" Drexler

Die SPÖ solle Drexler jetzt kommen lassen und sehr genau auf die Umfragen schauen. Am Ende des Jahres werde man sehen, wie sich alles entwickelt, und dann auch die Rolle von Lang bewerten.

Der "ausgefuchste" Drexler, so zeigt sich ein anderer SPÖ-Politiker ernüchtert, werde kaum Fehler machen. "Für die SPÖ wird es daher schwer werden, auf die Überholspur zu kommen. Daher braucht es mehr als dieses Kuscheln mit der ÖVP." Lang müsse neue Gesichter präsentieren und sein Regierungsteam tauschen. Aber, da sind sich die SPÖ-Insider einig, es fehle Lang "der Mut".

"Wir stehen hinter der Koalition und werden Christopher Drexler mitwählen. Bei uns ist ein Wechsel im Regierungsteam nicht angesagt", bekräftige Lang diesbezüglich im ORF-Gespräch seine Meinung. Wie er selbst seine Chancen und die Vorgaben aus seiner Partei einschätzt, dazu wollte Lang auf Nachfrage noch keine Antwort geben. (Walter Müller, 9.6.2022)