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Platsch: Die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen den Traum vom Pool im Garten geweckt.

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Haselsdorf-Tobelbad, südwestlich von Graz gelegen, ist seit kurzem weltbekannt in der Steiermark: Hier ist die Dichte der privaten Swimmingpools mit 13 pro 100 Einwohnerinnen und Einwohner die höchste im Bundesland. 199 Pools kommen auf knapp 1500 Menschen, das hat das Land anhand von Luftaufnahmen erhoben.

SPÖ-Bürgermeister Hubert Holzapfel erklärt sich den Bäderboom in seiner Gemeinde damit, dass es im Ort überwiegend Einfamilienhäuser gibt. Und die Anzahl der Pools könnte weiter steigen: Bei neuen Häusern werde heute standardmäßig gleich ein Pool eingereicht, um sich die nachträgliche Genehmigung zu ersparen. Gebaut würden diese nicht immer.

Vorab-Info erbeten

Insgesamt gibt es in der Steiermark fast 50.000 Pools, die Durchschnittsgröße liegt bei knapp 21 Quadratmetern. Wie viele es österreichweit sind, weiß man nicht. Schätzungen liegen bei 130.000, die tatsächlichen Zahlen dürften allerdings höher liegen. Besonders weil die Corona-Pandemie das Becken im Garten für viele noch einmal verlockender machte.

Die vielen Pools sorgen in manchen Gemeindeämtern an den ersten sommerlichen Wochenenden des Jahres nicht nur für Freude. In manchen Gebieten, das geht aus der steirischen Erhebung hervor, wird durch die Poolbefüllung zu diesen Spitzenzeiten mitunter das 23-Fache des Trinkwasserbedarfs einer Gemeinde überschritten.

Theoretisch könnte es deshalb zu Versorgungsengpässen mit Trinkwasser kommen. Darum bitten viele Gemeinden Poolbesitzerinnen mittlerweile um eine Vorabinfo, wann genau sie ihre Befüllung planen. So auch in Haselsdorf-Tobelbad. Dem kommen aber nicht alle nach: Nur ein Drittel der 199 Poolbesitzerinnen und Poolbesitzer gebe vorab Bescheid, schätzt der Bürgermeister, "die anderen machen es einfach so".

100 Euro für den Pool

Die Gemeinde ist Teil des Wasserverbands Söding-Lieboch, "wenn da alle zur gleichen Zeit befüllen, wäre das ein Problem", sagt Holzapfel. Würde an einem Tag zu viel Wasser gezapft, würde der Verband Alarm schlagen und den Bürgermeister informieren. Bisher sei es dazu nicht gekommen.

In der oberösterreichischen Gemeinde Eberschwang greift man mittlerweile zu drastischeren Mitteln. Um die Verbrauchsspitzen, die durch die Befüllung entstehen, abzufedern, musste die Gemeinde die Wasserversorgung ausbauen. Seit 2019 wird daher eine Abgabe für private Pools verlangt, die – je nach Größe des Pools – zwischen 50 und 100 Euro pro Jahr liegt.

Der Gemeinderat war einstimmig dafür, auch das Land Oberösterreich hat die Verordnung abgesegnet. In der Gemeinde kursierte anfangs zwar eine Unterschriftenliste gegen die "Pool-Steuer". Mittlerweile habe sich diese als "fixer Bestandteil des Gebührensystems" etabliert, heißt es im Gemeindeamt.

Keine bundesweite Abgabe

Beim Gemeindebund findet man gut, dass diese Regelungen "innerhalb des landesgesetzlichen Rahmens" von den Gemeinden selbst getroffen werden, da sich die Situation – etwa was die Wasserverfügbarkeit angeht – stark unterscheide. Eine bundesweite Schwimmbeckenabgabe sei daher nicht sinnvoll.

Mittlerweile sind die Pools des Landes aber wohl gut gefüllt. Sicher auch die 199 von Haselsdorf-Tobelbad. Und der 200. Pool ist dort wohl auch nur eine Frage der Zeit. (Franziska Zoidl, 9.6.2022)