Edith ist 76, es geht ihr gut. Sie kommt gerade zum Rabenhof-Theater, um Andreas Vitásek in Der Herr Karl zu sehen, weil sie bereits Helmut Qualtinger als Herrn Karl live gesehen hat: "I glaub’, des war im Theater an der Wien. Oder in einem Keller? Ah, genau! Das war im Kleinen Theater im Konzerthaus!" Und es muss so ab 1961 gewesen sein, dem Jahr der ORF-Premiere des umstrittenen Mitteldings aus Kabarett und Theaterstück.

Edith kommt gerade zum Rabenhof-Theater.
Foto: Manfred Rebhandl

"Ich war viel im Theater, sehr viel, alleine oder mit der Großmutter, der Oskar Werner war mein Liebling! Ich wollte immer Schauspielerin werden. Das ist mir leider nicht gelungen, weil weißt eh, ich hab geheiratet und zwei Kinder gekriegt, so bin ich halt Friseurin geworden. Schauspielerin war kein Beruf. Du hast müssen werden Friseurin oder Verkäuferin."

Aber: "Mein Großvater war böhmischer Herrenschneider, der hat so eine Schneidertafel gehabt, weißt eh, wo darauf zugeschnitten worden ist, und da hab ich darauf gesteppt und getanzt. Und meine Großmutter hat immer gesagt: Geh zum Rosenhügel, die nehmen dich!", lacht sie. "Aber ich war zu feig. Wenn ich hingegangen wäre, hätten sie mich eh genommen." Kabarett und "so lustige Sachen hätte ich gerne spielen wollen, weil dass du lachen kannst, das ist das Wichtigste. Oder Stücke, die unter die Haut gegangen sind."

"Der Peymann war dann zunächst nicht so meines. Aber dann hab ich gesehen, dass er eh recht gehabt hat mit allem, was er gespielt hat, dass der eh nur die Wahrheit gesagt hat über das, was der Österreicher ist." Insofern sei der "Herr Karl" natürlich aktueller denn je, "wie der das alles lobt, und wie er nirgends dabei war, aber profitiert hat. Ein feiger Hund." (Manfred Rebhandl, 11.6.2022)