Fragil und verspielt: Tillman Kaiser, Angelika Loderer, Sophie Gogl (von links).
Foto: Manuel Lopez, Kunst-Dokumentation

Wien – Die Liste wollte gar nicht mehr enden, als Kasia Matt-Uszynska und Herwig Kempinger in Wien lebende Künstler und Künstlerinnen sammelten, die sich mit Skulpturen und Objektkunst beschäftigen. Für die Ausstellung Hier und Jetzt. Wien Skulptur 2022 machten die Leiterin des Neuen Kunstvereins Wien und der ehemalige Präsident der Vereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler Wiener Secession gemeinsame Sache.

Mit der Präsentation am spannenden Standort des Vereins in einem ehemaligen Autohaus in St. Marx wollen sie eine Plattform bieten – und zeigen, was die lokale Szene an skulpturaler Kunst zu bieten hat. Kempinger und Matt-Uszynska erkennen hier trotz der künstlerischen Fülle eine fehlende Sichtbarkeit. Galerien und Museen würden Skulpturen nur ungern zeigen, sagt Kempinger. Daran schuld sei einerseits die Schwierigkeit des Verkaufs im Gegensatz zu Flachware wie Malerei und andererseits der oft problematische Transport.

Poetische Materialien: Michael Kienzer (vorne), Cäcilia Brown, Sonia Leimer und Fritz Panzer (von links).
Foto: Manuel Lopez, Kunst-Dokumentation

Mammut und Melonen

Vielleicht ändert sich bei der Betrachtung der gezeigten Werke aber die Meinung. Denn deutlich erkennbar ist darin der Trend zur Feingliedrigkeit und Fragilität: zarte Stelzchen, weiche Faltungen, hauchdünne oder in der Luft schwebende Drähte. Die meisten Objekte haben neben der Schwere des Materials auch die inhaltliche Ernsthaftigkeit abgelegt. Der Schmäh rennt!

Hans Schabus stellt den Plastikhaxen eines ausrangierten Riesenmammuts aus einem DDR-Vergnügungspark als Spendenbox auf, Siggi Hofer baut seine Traumstadt aus Playmobil, und Kettenobjekte von Sasha Auerbakh werfen frische Female Gazes auf Männerakte. Neben Sophie Gogls überdimensionalen Marmeladendeckeln und Angelika Loderers Melonenschalen hat sich Nana Mandl ein Wohnzimmer mit verspielten Stoffen eingerichtet.

Traumstadt aus Playmobil: "New York /Chicago" von Siggi Hofer.
Foto: Manuel Lopez, Kunst-Dokumentation

Tillman Kaisers maskenhafte Totems blicken auf Peter Sandbichlers verzurrtes Konstrukt, Constantin Lusers schwebende Geometrie und Sonia Leimers Keramik auf Stelzen. Krönender Abschluss: Ein aus Draht in den Raum gezeichneter VW Polo von Fritz Panzer – der ehemaligen Nutzung gedenkend. Teil zwei folgt im Herbst. (Katharina Rustler, 11.6.2022)