Innsbruck – Alle mögen Anton "Toni" Mattle. Der Tiroler Wirtschaftslandesrat und langjährige Bürgermeister von Galtür gilt über Parteigrenzen hinweg als beliebt. Mattle ist seit 1986 in der Politik aktiv. Nun wurde er am Montag als Wunschnachfolger des scheidenden Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP) präsentiert. Er soll die Tiroler Volkspartei im Herbst in vorgezogene Neuwahlen führen. Mattle wurde am Parteivorstand einstimmig gewählt.

Mattle folgt Platter – im Bild und in der Landespartei.
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Der 59-Jährige ist ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Politik hat er von der Pike auf gelernt. 1986 wurde er Gemeinderat und Vizebürgermeister der kleinen Tourismusgemeinde Galtür im hintersten Paznauntal. 1992 stieg er zum Bürgermeister auf. In dieser Rolle erlangte er 1999, als in Galtür 31 Menschen bei einem gewaltigen Lawinenunglück, das Teile des Dorfes zerstörte, ums Leben kamen, internationale Bekanntheit.

Bergretter aus Leidenschaft

2003 führte Mattles Weg in den Tiroler Landtag, er wurde zudem Bezirksparteiobmann in Landeck. Außerdem ist der begeisterte Alpinist Landesleiterstellvertreter der Tiroler Bergrettung – eine Leidenschaft, die ihn mit dem am Samstag neu ernannten Spitzenkandidaten der Tiroler Grünen, Gebi Mair, verbindet. 2013 wurde Mattle zum ersten Landtagsvizepräsidenten – ein Amt, das er bis zu seiner Ernennung zum Wirtschaftslandesrat im Vorjahr bekleidete. Mit dem Landesratsposten musste er auch das Bürgermeisteramt niederlegen und die Führung seines Unternehmens Elektro Mattle übergeben. Daneben war er Geschäftsführer des Alpinariums Galtür, eines "Ausstellungs- und Dokumentationszentrums zum Leben im hochalpinen Raum".

Wunschnachfolger Platters und somit sehr wahrscheinlich nächster Landeshauptmann von Tirol: Anton "Toni" Mattle.
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Als Unternehmer und Landwirt ist Mattle Mitglied des Tiroler Wirtschaftsbunds und zudem im Bauernbund bestens vernetzt. Noch-Landeshauptmann Platter zählt zum AAB. Dass er ausgerechnet Mattle zu seinem Nachfolger ernennen will, kann als erneuter Schuss vor den Bug von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser gewertet werden, der mehrfach Ambitionen kundtat, Platter nachfolgen zu wollen. So schlug Walser den Landeshauptmann sogar als möglichen Präsidentschaftskandidaten vor, um ihn "wegzuloben".

Vorzugsstimmenkaiser Mattle

Schon im Mai 2021, als Platter mit einer plötzlichen Personalrochade in seinem Regierungsteam überraschte, spielte Mattle eine zentrale Rolle. Er wurde überraschend zum Nachfolger von Patrizia Zoller-Frischauf ernannt, die aus persönlichen Gründen zurücktrat. Eigentlich wäre Walser der logischer Nachfolger gewesen, aber Platter wollte ihn offenbar tunlichst als solchen verhindern. Dass seine Wahl auf "Vorzugsstimmenkaiser" Mattle fiel, darf als geschickter Schachzug gewertet werden. Dank seiner Beliebtheitswerte – bei der letzten Landtagswahl 2018 erzielte er als Spitzenkandidat des Bezirks Landeck das tirolweit beste Bezirksergebnis für die ÖVP – gilt er in der Tiroler VP als unantastbar. Und er kommt aus demselben Bund wie Walser.

Ob der stete Aufstieg des beliebten Oberländers in der neuen Rolle anhält, wird von seinem Abschneiden bei der Landtagswahl abhängen. Dort droht der VP aber ein Absturz nahe der 30-Prozent-Marke, wie Umfragen zuletzt besagten. Mit der Vorverlegung der Wahl auf Herbst wolle man dem Land einen monatelangen Dauerwahlkampf ersparen, hieß es am Sonntag. (Steffen Arora, 12.6.2022)