Wo früher Feuerwehrautos parkten, hängt jetzt Kunst an den Wänden – noch dazu hochkarätige: Originalcollagen des Pop-Art-Genies Andy Warhol von jüdischen Persönlichkeiten.

Foto: Region Seefeld

Im Datum geirrt? Vergessen, die Weihnachtsdeko abzumontieren? Der Schriftzug "Buon Natale 2222", der von der Fassade der alten Feuerwehrwache herunterleuchtet, weiß in der sonst so properen Tourismusgemeinde Seefeld zu irritieren. Was ganz im Sinne des deutschen Künstlers Andreas Slominski sein dürfte, der mit seinen Objekten und Installationen gerne Fallen stellt.

Slominskis Neon-Installation sorgt jedenfalls für Aufmerksamkeit, das tun aber auch die großzügigen Einblicke in die Seefelder Kunsthalle KiS (Kunst in Seefeld), die für Ausstellungshäuser eher untypisch sind. Hier fällt der Blick durch die verglasten Flächen der großen Feuerwehrtore direkt auf die Kunst, im aktuellen Fall auf Andy Warhols Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century. Die 1980 entstandenen Originalcollagen zu Warhols berühmter Siebdruck-Serie zeigen jüdische Persönlichkeiten von Gertrude Stein und Martin Buber über Albert Einstein und die Marx Brothers bis zu Franz Kafka.

Dass man derart Hochkarätiges ausgerechnet im kleinen Seefeld zu sehen bekommt, hat mit einem prominenten Zuzügler in die Tiroler Gemeinde zu tun: Seit einigen Jahren lebt der deutsch-polnische Sammler, ehemalige Galerist und Albertina-Leihgeber Rafael Jablonka in Seefeld, und er hegte schon seit geraumer Zeit den Wunsch nach einem eigenen Ausstellungsort für seine umfangreiche Kollektion vorwiegend deutscher und amerikanischer Kunst ab den 1980er-Jahren.

Zwei Schauen im Jahr

Mit der in den frühen 1930er-Jahren errichteten Seefelder Feuerwehrwache war dafür 2021 schließlich ein Ort gefunden, die Gemeinde stieg in das Projekt ein und investierte 86.000 Euro in Umbau und Adaptierung der Räumlichkeiten, 30.000 Euro Förderung kamen vom Land Tirol. Jablonka hat die Halle für einen Zeitraum von sieben Jahren angemietet und organisiert und finanziert auf rund 100 Quadratmetern zwei Ausstellungen pro Jahr.

Und er hat prominente Unterstützer: Zu den Gründungsmitgliedern des kürzlich ins Leben gerufenen Fördervereins für zeitgenössische Kunst in Seefeld zählen neben Obfrau und Hotelierin Elisabeth Gürtler auch Hans Peter Haselsteiner und der aus Seefeld stammende Bau-Investor Klaus Ortner.

In direkter Nachbarschaft zu einer Skischule und über dem Vereinslokal der hiesigen Schützen wird nun seit Juli letzten Jahres zeitgenössische Kunst präsentiert. Nach Philip Taaffe und Miquel Barceló zeigt Jablonka in seiner dritten Ausstellung mit Warhols jüdischen Porträts erstmals nicht Werke aus der eigenen, sondern, wie er angibt, aus der Kollektion "eines befreundeten Privatsammlers". Die Schau läuft bis September. Eintritt frei. (Ivona Jelcic, 14.6.2022)