Nicht nur Fans von Tech-Themen dürfte der Name John Oliver durchaus bekannt sein. Der gebürtige Brite ist Gastgeber der wöchentlichen Abendshow "Last Week Tonight" beim US-Kabelsender HBO, in der er sich immer wieder Themen von gesellschaftlicher Relevanz vorknöpft. Vor einigen Jahren erklärte er etwa den Zusehern eindrücklich, warum die Aufrechterhaltung der Netzneutralität essenziell für ein freies und konsumentenfreundliches Internet ist. Und auch mit der Problemstelle (Massen-)Überwachung setzte er sich bereits auseinander.

In der jüngsten Folge kehrte er zurück in die Welt der IT. Diesmal auf dem Präsentierteller: Tech-Monopole. Das inoffizielle Fazit darf man vorwegnehmen. "Ein Monopol aufzubrechen ist fast immer gut", so Oliver.

LastWeekTonight

Macht versus Innovation

Die Marktmacht einzelner Firmen in diesem Sektor ist durchaus ein Problem. Wer sich nicht Googles und Apples Regeln unterwerfen will und sich bereiterklärt, signifikante Anteile seines Umsatzes an sie abzuliefern, kommt nicht in ihre App-Stores. Für Entwickler bedeutet das, dass ihre Apps auf Android-Handys nur von jener Minderheit überhaupt genutzt werden können, die alternative Stores nutzt oder bereit ist, einzelne Installationspakete herunterzuladen. Auf dem iPhone, wo es schlicht keine einfache (bzw. oft gar keine) Möglichkeit gibt, Apps aus anderen Quellen als dem App-Store zu installieren, ist eine nicht zugelassene App praktisch zum Scheitern verurteilt.

Thematisiert wird aber auch Amazons Macht über den Onlinehandel. Der Konzern, dessen Gründer Jeff Bezos aktuell die reichste Person der Welt ist, hat sich so manche Sünden gegen Konkurrenzangebote auf der eigenen Plattform zuschulden kommen lassen. Das Gebaren des Konzerns wird in Anbetracht seiner enormen Marktmacht mittlerweile von der EU-Kommission untersucht.

Der Status quo, so argumentiert Oliver, ist eine Gefahr für Innovation. Die IT-Megakonzerne haben, so diese sich nicht übernehmen lassen, die Mittel, vielversprechende Start-ups in Gebühren zu ertränken, in Suchergebnissen zu verstecken oder ihre Produkte oder Dienste einfach zu kopieren. Etwaige Strafen für solches Vorgehen sind in Anbetracht der riesigen Umsätze und Gewinne meist keine Abschreckung.

Gesetze in Vorbereitung

Immerhin, sowohl in den USA als auch in Europa gibt es Initiativen, um Schranken einzuziehen. So soll etwa der Digital Markets Act in verschiedenen Bereichen Verbesserungen bringen. In den USA würden der Open Markets Act und der American Choice and Innovation Act, so sie es durch das Repräsentantenhaus und den Senat schaffen, etwa Amazon verbieten, Produkte seiner Eigenmarken gegenüber der Ware alternativer Anbieter zu bevorzugen. Google und Apple hingegen müssten die einfache Installation von Apps erlauben, die nicht aus ihren offiziellen Stores stammen.

Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, denn natürlich lobbyieren die Tech-Konzerne auch fleißig gegen solche Vorstöße. Die Demokraten wollten die Gesetzesvorlagen im Frühsommer im Repräsentantenhaus zur Abstimmung bringen, nach den Tragödien von Buffalo und Uvalde hat allerdings Waffengesetzgebung derzeit den Vorrang in der Kammer. Unklar ist auch, ob im Senat die notwendigen Mehrheiten erzielt werden können. (gpi, 14.6.2022)