Was, wenn heuer doch wieder alle im Wörthersee schwimmen oder in einem Ausflugsboot am Wolfgangsee sitzen? Keine Sorge, zur feuchten Form des pandemieresistenten Massentourismus gibt es in Österreich rund 25.000 Alternativen. So viele stehende Gewässer mit mehr als 250 Quadratmeter Fläche zählt das Land. Bloß, wie finden angehende Badende, Wandersleut’ und Kapitäninnen all diese Bergseen, Lacken und Moorgewässer von A wie Arlsee bis Z wie die Zwieflerseen?

Der Verein Österreichs Wanderdörfer hat dafür gerade ein technisches Helferlein vorgestellt. Über seine Bergseesuchmaschine können derzeit schon 213 heimische Berg- und Badeseen nach unterschiedlichen Kriterien aufstöbert werden. Die Anzahl der Einträge soll laufend wachsen, noch ist das Projekt "work in progress".

Der bezaubernde Tappenkarsee in Salzburg ist nach einer nicht allzu anstrengenden Wanderung von etwas mehr als zwei Stunden erreicht.
Foto: Wagrein-Kleinarl-Tourismus / Eduard Gellner

Neben der Region oder dem Bundesland lässt sich auch nach der Erreichbarkeit mit dem Auto oder der Gehzeit zum See suchen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich nur solche Seen anzeigen zu lassen, die Freizeitaktivitäten oder Gastronomie bieten. Die Datenbank spuckt in vielen Fällen sogar die Wassertemperatur aus – wenngleich nicht alle Gebirgsseen zum Schwimmen gedacht sind.

"Bergseen sind empfindliche Ökosysteme und keine öffentlichen Strandbäder", sagt Ulrich Andres, Geschäftsführer von Österreichs Wanderdörfer. Dem Verein ist es auch ein Anliegen, dass das Wasser voller lebender Organismen nicht verunreinigt wird, etwa durch Sonnencreme. Trotzdem sind 36 Seen in der Suchmaschine explizit als Badeseen ausgewiesen. Ob und für welche Szenarien die "große Seensuchmaschine" funktioniert, haben wir bei mehreren Gelegenheiten getestet.

Millstätter See? Kennt man vom Namen. Aber wie man über die Suchmaschine erfährt, ist er auch perfekt für Picknicks.
Foto: Franz Gerdl

Szenario 1: Sich von der Suchmaschine inspirieren lassen

Am Wochenende ging es mit Kindern zum Wandern nach Tirol. Dem Nachwuchs war dieses Vorhaben nur dadurch einigermaßen zu verklickern, weil auch in diesem Bundesland Badeseen zu finden sind. Tatsächlich bot die Seensuchmaschine im Westen des Bundesgebiets die größten Überraschungen, denn zuvor hatten die Kids recht schnell ergoogelt, dass Tirol nicht überall so badetauglich wie etwa Kärnten ist: So schaut der Achensee zwar bildhübsch aus, er bleibt aber statistisch gesehen meist saukalt.

Mit dem Möserer See war rasch eine fast 1300 Meter hoch gelegene Alternative gefunden, die es trotzdem auf bis zu 25 Grad Celsius bringt. Der Bergsee in einem Naturschutzgebiet zwischen Seefeld und Mösern liegt märchenhaft im Wald eingebettet, auch Abenteuer wie die Schwimmexpedition auf eine kleine Insel im See oder das Austoben auf dem großen Spielplatz sind dort möglich. Mit der Seestubn gibt es sogar ein Wirtshaus vor Ort, dessen Küche saisonale Gerichte anbietet. Aus dem Wanderurlaub in Tirol kann nach dieser Recherche demnach jederzeit auch ein Badeurlaub werden.

Ähnlich inspirierend ist die Seensuchmaschine, wenn man ganze Regionen nach unverhofft ansehnlichen Gewässern durchforstet. Vermutlich denken etwa die meisten bei Altenmarkt-Zauchensee nur ans Skifahren, doch der Zauchensee ist im Sommer auch ein beliebtes Revier für allerlei Segler. Und es schaut schon ein wenig schräg aus, wenn hier die Surfer vor der herrlichen Bergkulisse vorbeizischen und die Saiblinge im glasklaren Gebirgswasser in die Flucht schlagen. Auch wer neue Ideen für Aktivitäten an weniger bekannten Seen sucht, wird also fündig.

Eine per Bergseesuchmaschine gefundene Erkenntnis: Zauchensee heißt nicht nur ein Wintersportgebiet, sondern auch ein Bergsee, der bestens für Wassersport geeignet ist.
Foto: Matthias Fritzenwallner

Szenario 2: Seen in der Umgebung als Alternative suchen

Alle mögen den Attersee. Das wird einem einmal mehr auf den wenigen öffentlichen Badeplätzen wie dem Weyregger Landesbad bewusst, wenn sich dort allzu viele Familien auf 15.000 Quadratmeter einfinden. Es muss ja nicht immer der bekannteste Badesee Oberösterreichs sein, tröstet man sich dann und wirft die große Seensuchmaschine an – mit relativ enttäuschendem Ergebnis.

Die Datenbank spart – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt – Oberösterreich und das Burgenland komplett aus. Das ist ein wenig schade, gerade weil es im oberösterreichischen Salzkammergut eine Menge Alternativen für fesche Feuchtgebiete gäbe: den Schwarzensee oberhalb von Sankt Wolfgang etwa. Der ist zwar kein Badeplatzersatz für den Attersee, aber mit dem Gleinkersee oder der Resilacke gäbe es sehr wohl badetaugliche Platzerln, die über die Suchmaschine aber nicht auffindbar sind.

Jenseits der Grenze, in Salzburg, wird man dagegen sofort wieder fündig, etwa mit dem Almsee westlich des Dachsteins oder in Form des Speicherteichs am Riedlkar. Ganz generell gilt: Im Westen und Süden des Bundesgebiets ist die Wanderdörfer-Seen-Datenbank potenter als im Osten. Die Umgebungssuche funktioniert demnach nur beschränkt.

Der Längsee kann auch bekannteren Badeseen in Kärnten das Wasser reichen.
Foto: Frank Heuer / Region Mittelkärnten

Szenario 3: Einen See nach persönlichen Kriterien finden

Ziemlich lustig: Mit der großen Seensuchmaschine kann man Wassertemperaturen von Bergseen angeben, die jene in der Karibik oder im Indischen Ozean toppen. Der Wassertemperaturfilter ist doch glatt bis 50 Grad Celsius einstellbar – ein Leugnen der Klimaerwärmung kann man den Programmierern der Suchmaschine somit nicht unterstellen.

Ungeachtet dieser Scherzfunktion sind die Filter wirklich praktisch. Wer etwa Wassertemperaturen jenseits der 23 °C eingibt, landet wenig überraschend vermehrt in Kärnten. Dort scheinen die großen Namen wie der Wörthersee aber bewusst ausgespart, der Millstätter See taucht noch als einer der bekannteren auf. Der wunderschöne Längsee, ein weitgehend naturbelassener Badesee bei Sankt Veit an der Glan, ist dagegen nur in der Detailansicht der Wanderdörfer zu finden, nicht aber über die Suchmaschine.

Filter für Autofahrer

Wer gezielt nach Gastronomie am Wasser oder nach der Möglichkeit sucht, mit dem Auto bis ans Ufer zu kommen, wird dank der Filterfunktion schnell fündig. Ob Wandernde und andere Naturfreunde dagegen mit Öffis bis zum See kommen, erschließt sich erst nach viel Herumgeklicke auf Unterseiten; dabei sollte doch gerade diese (Vorbild-)Funktion als fixer Filter gleich in der Suchmaschine verbaut sein – vielleicht folgt er noch.

Die meisten über den Dienst gefundenen Seen sind eindeutig Wanderziele. Dabei freut es, dass fast überall realistische Wanderzeiten angegeben sind. Moderate Wanderer werden überrascht sein, dass so manches landschaftliche Kleinod ohne große Anstrengung zu erreichen ist. Ein guter Anfang für ein Leitsystem weg vom Massentourismus an Österreichs stehenden Gewässern ist also gemacht. (Sascha Aumüller, 17.6.2022)