Kanzler Karl Nehammer und sein Vize Werner Kogler präsentierten Dienstagfrüh das Entlastungspaket gegen die Inflation. Aber wie kommen die Entlastungen zu den Bürgern?

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Höhere Familienbeihilfe, Absetzbeträge, indexierte Sozialleistungen, Einmalzahlungen für Bedürftige: Wegen der hohen Inflation bringt die türkis-grüne Regierung Milliarden unter das Volk. Konkret fließen fünf Milliarden noch heuer; 22 Milliarden sollen in den kommenden Jahren folgen. Aber wie konkret kommt das Geld unters Volk? Per Überweisung aufs Konto oder ganz automatisch?

Viele Details sind noch offen, erläutert Silvia Rocha-Akis, Expertin vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in Wien. So war beispielsweise in STANDARD-Gesprächen mit Experten noch nicht genau zu eruieren, wie genau die Einmalzahlung an Arbeitslose, Sozialhilfebezieher und andere Bedürftige in der Höhe von 300 Euro an die Frau oder den Mann gebracht werden wird – laut Regierung wird die Hilfe ab September automatisch ausbezahlt. Eine Orientierungshilfe betreffend alles, was man bisher weiß:

Antrag über den Steuerausgleich

Alle Leistungen, die mit der Absetzbarkeit von der Steuer zu tun haben, muss man über die Arbeitnehmerveranlagung beantragen, besser bekannt als Steuerausgleich. Dies erfolgt beispielsweise digital über das Finanzamtsportal Finanz Online. Konkret gelangen derart beispielsweise der erhöhte Familienbonus (2000 statt 1500 Euro), der erhöhte Kindermehrbetrag (550 statt 450 Euro) und der einmalige Teuerungsabsetzbetrag (bis zu 500 Euro) zu den Menschen. Die meisten Steuerpflichtigen werden diese Gelder wohl erst ab Februar nächsten Jahres zu Gesicht bekommen, denn die dazugehörige Arbeitnehmerveranlagung muss sich auf das komplette Jahr 2022 beziehen. Alternativ können Leistungen wie der Familienbonus direkt über die Lohnverrechnung vom Arbeitgeber ausbezahlt werden; das wäre bereits einige Monate früher möglich.

Überweisung aufs Konto

Der Klimabonus wie auch der sogenannte "Teuerungsbonus" – je 250 Euro – werden ab Oktober auf die Konten der Österreicherinnen und Österreicher überwiesen. Absender: das Klimaschutzministerium der Grünen Leonore Gewessler. "Liegen keine Kontodaten vor, bekommen die Menschen einen Gutschein mittels RSa-Brief. Dieser kann in Geschäften eingelöst oder bei einer Bank in Bargeld eingetauscht werden", heißt es auf der Website des Ministeriums.

Automatisch draufgeschlagen

Die einmalige Erhöhung der Familienbeihilfe für alle um 180 Euro ab August 2022 wird einfach auf den laufenden Bezug draufgeschlagen, so Wifo-Expertin Rocha-Akis. Das bedeutet, all jene, die Familienbeihilfe bekommen, erhalten einmalig mehr. Dasselbe gilt für die Inflationsanpassung der Familienbeihilfe und anderer Sozialleistungen ab nächstem Jahr. Die Bezüge pro Monat werden ab dann etwa bei der Familienbeihilfe um ungefähr 20 Euro höher sein.

Mehr Netto vom Brutto

Auswirken wird sich das Entlastungspaket auch auf dem Lohnzettel. Die Abschaffung der kalten Progression ab kommendem Jahr wird sich konkret darin äußern, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein höheres Nettogehalt auf ihren Lohnzetteln vorfinden werden. (Joseph Gepp, 16.6.2022)