Köln – Nach den Betrugsvorwürfen, die Jan Böhmermann im "ZDF Magazin Royale" gegen Fynn Kliemann und seine Geschäftspartner erhoben haben, hat sich der Influencer nach einer kürzeren Pause via Instagram mit einem Rundumschlag gegen Medien und die "woke linke Szene" zu Wort gemeldet.

In seinem neuen Video inszeniert er sich jetzt als Opfer, "viele Leute" hätten "viel durcheinandergebracht", sagt er, "dann haben es viele abgeschrieben, es hat sich super geklickt, mein gesamtes Leben zerstört, zehn Jahre Arbeit nonstop, alles ist kaputt". Er habe "keine Bangladeschi-Masken verkauft", aber das sei irrelevant, da "die Medien meinen Fall das ganze Sommerloch ausschlachten" würden.

"Woke linke Szene"

Er wettert auch gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, "ich verstehe schon, ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht, dann habe ich nicht gespurt, und genau mit den gleichen Geldern soll ich jetzt zerstört werden". Er wehrt sich dagegen, dass die Mitstreiterinnen und Mitstreiter seines "Kliemannsland"-Projekts in Sippenhaft genommen würden. Das "Kliemannsland" stehe gegen Regeln von Menschen mit "ihren Scheißzeigefingern" und gegen "fucking Vorurteile".

"Aber da gibt es diesen einen Teil in der woken linken Szene, der das einfach nicht akzeptieren kann. Weil dieser Teil der Bubble gar nichts akzeptieren kann." Er sei niemals angetreten, den Erwartungen anderer Leute zu entsprechen oder perfekt zu sein. Er habe "Fehler gemacht, Reparation geleistet".

Wortwahl und Verschwörungstheorien

In seinem Vorwürfen und seiner Wortwahl ("woke linke Szene") reite Kliemann auf der Welle der Verschwörungstheorien, analysiert meedia.de, nach der rechtfertigenden Entschuldigung folge nun die Schuldumkehr.

Kliemann kritisiert in seinem Video auch, dass Medien über die Eröffnung des Ermittlungsverfahren berichten und seinen Fall "das ganze Sommerloch weiter ausschlachten". "Im Journalismus nennt man das Chronistenpflicht. Dran bleiben, den aktuellen Stand abbilden. Und wenn eine Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs eröffnet – dann wäre es unprofessionell, das nicht zu berichten", so das NDR-Medienmagazin "Zapp" dazu auf Twitter.

Zu seiner Aussage "Ich verstehe schon: Ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht. Dann habe ich nicht gespurt. Und genau mit den gleichen Geldern soll ich jetzt zerstört werden" schreibt Zapp: "Wenn Kliemann mit öffentlichen Geldern die Gelder von Rundfunkbeiträgen meint, ist auch das eine irreführende Behauptung: Zwar wurde Kliemannsland bis 2020 für den NDR produziert. Außerdem war eine Comedy-Reihe des NDR mit ihm geplant. Aber dass das öffentlich-rechtliche 'ZDF Magazin Royale' den fragwürdigen Maskendeal aufgedeckt und der NDR das Projekt auf Eis gelegt hat, liegt nur an Kliemann selbst und an seinen eigenen Fehlern. Und nicht an einer Verschwörung gegen ihn."

Ermittlungen wegen Betrugsverdachts

Wie berichtet sollen Kliemann und sein Geschäftspartner Tom Illbruck laut Recherchen des "ZDF Magazin Royale" unter anderem Schutzmasken aus Bangladesch und Vietnam als "fair" und "in Europa produziert" vermarktet und verkauft haben.

Aufgrund dieser Recherchen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Kliemann eingeleitet, es werde unter anderem wegen Betrugsverdachts gegen den Musiker und Geschäftsmann im Kontext des TV-Beitrags zu umstrittenen Geschäften mit Schutzmasken ermittelt. Auch das "Kliemannsland" kommt in den ZDF-Recherchen vor.

Anfang Mai sprach Kliemann noch von einem "Riesenfehler"

Direkt nach Erscheinen des Böhmermann-Videos räumte Kliemann noch einen "Riesenfehler" ein. Er selbst will niemanden betrogen haben. "Ich glaube, ich fand es einfach toll, im Rampenlicht zu stehen und von allen gelobt zu werden", sagt er Anfang Mai, er habe sich in einer Art Vermittlerrolle gesehen.

Am Montag wurden neue Vorwürfe gegen Kliemann bekannt, eine auch bei einer NFT-Auktion soll nicht alles korrekt gelaufen sein, ergibt eine Recherche des ARD-Politikmagazins "Kontraste". (red, 21.6.2022)