Die 63-jährige Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader kündigte nach Landeshauptmann Günther Platters (beide ÖVP) Rückzug auch ihren eigenen Abschied aus der Politik an.

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Innsbruck – Sie trat ihr Amt 2008 an, als Günther Platter (ÖVP) Tiroler Landeshauptmann wurde. Nun wird Beate Palfrader, VP-Landesrätin für Bildung, Kultur sowie Wohnen, mit Platter aus der Politik abtreten. Tirols AAB-Obfrau wird bei der kommenden Landtagswahl, die auf den 25. September vorverlegt wurde, nicht mehr im Team von Platters designiertem Nachfolger Anton Mattle dabei sein, wie sie gegenüber mehreren Medien bestätigte. Palfrader setzte sich als Bildungspolitikerin für die gemeinsame Schule und bessere Bedingungen in der Primarpädagogik ein. Sie galt zudem als scharfe Kritikerin der türkisen neuen Volkspartei unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz.

Als Grund für ihren angekündigten Rückzug nannte Palfrader das Abtreten Platters als Landeshauptmann, der ihre Arbeit immer voll unterstützt habe. Die 63-Jährige ist bereits das dritte prominente Mitglied der Tiroler Landesregierung, das sich aus der Politik zurückziehen wird. Den Anfang machte Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne), die im März bekanntgab, nicht wieder zu kandidieren. Es folgte vor knapp zwei Wochen Landeshauptmann Günther Platters Ankündigung, mit September aus der Politik ausscheiden zu wollen, womit er auch für die vorgezogene Landtagswahl sorgte.

Enge Vertraute Platters

Zwar pflege sie ein gutes Verhältnis zu Platters Nachfolger, Wirtschaftslandesrat Mattle. Doch die Vertrauensbasis zum aktuellen Landeshauptmann sei eine besondere, wie Palfrader gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" erklärte: "Der Günther hat mich, auch wenn er nicht meiner Meinung war, machen lassen." In ihre Ära als Kulturlandesrätin fiel aber auch der Skandal rund um die Festspiele in Erl, den der Blogger Markus Wilhelm aufgedeckt hat. Als Mitglied des Stiftungsrates der Festspiele habe sie "in Erl ganz bestimmt nicht weg-, sondern hingeschaut", betonte sie stets.

Enttäuscht zeigte sich die Landesrätin vom fehlenden Rückhalt in der ÖVP auf Landes- wie Bundesebene, nachdem sie sich als Kritikerin von Kurz geoutet und sich gegen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ausgesprochen hatte. Sie machte auch keinen Hehl daraus, dass sie die Haltung der türkisen VP in Sachen Flüchtlinge aus Moria nicht mittragen konnte. Palfrader mahnte damals ein, nicht den christlich-sozialen Weg zu verlassen.

"Politischer Mensch"

Die promovierte Juristin und Mutter zweier Kinder war vor ihrer Karriere als Landesrätin als Lehrbeauftragte und danach Lehrerin tätig. Von 2004 bis 2008 leitete sie als Direktorin die Tourismusschulen in St. Johann in Tirol. Auf die Frage, ob sie weiter politisch tätig sein werde, sagte sie zum ORF Tirol: "Ich bin ein politischer Mensch. Und wenn man ein politischer Mensch ist, wird man sich immer irgendwo politisch betätigen." (Steffen Arora, 22.6.2022)