Museale Heldenverehrung im Stil des 19. Jahrhunderts: Die reich geschmückte Ruhmeshalle des HGM mit Darstellungen der für den Aufstieg der österreichischen Monarchie wichtigen Schlachten.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Man muss nicht Offizier sein, um die Führung des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) zu übernehmen – aber "besondere Fähigkeiten und Erfahrungen in der Verhandlungsführung mit ressortinternen und externen Spitzenrepräsentanten" werden von Berwerberinnen (die ausdrücklich erwünscht sind) und Bewerbern sehr wohl erwartet. Zehn Prozent der Eignung sollen aus diesem Punkt abgeleitet werden.

Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Ausschreibung des Direktorenpostens für das HGM hervor. Demnächst wird die Ausschreibung auch im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" zu finden sein.

Es war ein langer Weg bis dorthin – immerhin wurde die Neuauschreibung bereits vor zwei Jahren angekündigt. "Bereits zu Beginn meiner Amtszeit habe ich gesagt, dass wir das Museum auf neue Beine stellen müssen. Die Geschichte des Militärs soll für unsere Besucherinnen und Besucher mehr als nur eine Aufzählung und Darlegung von Fakten sein. Das Heeresgeschichtliche Museum soll die Bevölkerung über die Geschichte und die Entstehung des Militärs sowie Kriege in einem modernen und zeitgemäßen Rahmen informieren", sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Freitag. Dem im 19. Jahrhundert auf Wunsch von Kaiser Franz Joseph gegründeten Museum war vorgeworfen worden, dass es sich in seiner Präsentation zu sehr der Heldenverehrung widme und der Habsburgermonarchie zu wenig kritisch gegenüberstehe.

Wissenschaftlicher Beirat

Im Dezember des Vorjahrs hatte Tanner daher einen international und interdisziplinär besetzten wissenschaftlichen Beirat eingerichtet. Zum Vorsitzenden wurde der Museumsbund-Chef und Direktor des Grazer Joanneums, Wolfgang Muchitsch, bestellt, der als Kritiker des bisherigen Auftritts des HGM gilt.

Tanner und Muchitsch erklärten nun gemeinsam, dass Bewerber mit internationaler Erfahrung gesucht würden: "Wir freuen uns, dass die Ausschreibung europaweit passiert, und hoffen auch, dass sich viele Bewerberinnen und Bewerber melden werden. Wir wünschen uns, dass der Beirat entsprechend in die Entscheidungsfindung eingebunden wird", wird Muchitsch in einer Aussendung zitiert. Diese umschreibt die Aufgabe des neuen HGM-Chefs unter anderem mit der "selbstständigen Erarbeitung und Steuerung aller Maßnahmen zur Umsetzung einer musealen Modernisierungsstrategie, unter Berücksichtigung des historischen Verantwortungsbewusstseins und eines zeitgemäßen Museums- und Ausstellungskonzepts".

Verlässlichkeit gefordert

Den Ausschreibungsunterlagen ist zu entnehmen, dass sich die die Interessenten einer Verlässlichkeitsprüfung zu unterziehen haben – dabei werden unter anderem Vermögensverhältnisse und allfällige Vorstrafen durchleuchtet.

Verlangt werden ein abgeschlossenes geisteswissenschaftliches Studium, vorzüglich Geschichte, "mehrjährige Erfahrung im musealen Bereich, besondere Kenntnisse im Bereich Museumsmanagement, umfassende Kenntnisse im Bereich Sammlungs-, Ausstellungs- und Forschungsmanagement, Kenntnisse in der Budgetführung, Beherrschung der Anwendung moderner Planungstechniken und -werkzeuge einschließlich relevanter Informationssysteme und Bürotechnik sowie fachspezifische IT-Kenntnisse ... hohe Belastungskapazität und besondere Kommunikationsfähigkeit" sowie der Funktion entsprechende Fremdsprachenkenntnisse. Dazu kommen die erwähnten besonderen Fähigkeiten bei Verhandlungen und besondere Qualitäten hinsichtlich des Führungsstils. Die Bewerbungsfrist endet am 29. Juli. (Conrad Seidl, 24.6.2022)