Ein voller Briefkasten ist ein deutliches Indiz und lädt Einbrecher geradezu ein, die Gelegenheit zu nutzen.

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Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Und zwar hoffentlich von Sonne, Strand und Meer und nicht von bösen Überraschungen bei der Rückkehr – etwa einem Einbruch in die eigenen vier Wände. Denn nicht nur in der Dämmerungszeit zwischen Anfang November und Ende Februar, sondern auch im Hochsommer steigen die Einbruchsdelikte jedes Jahr leicht an, heißt es von der Landespolizeidirektion Wien. Denn wer einbrechen will, scheut den Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern – die Urlaubszeit ist dafür ideal.

"Haustür zusperren und Nachbarn bitten, die Topfpflanzen zu gießen, ist zu wenig Vorbereitung", so Kontrollinspektorin Barbara Gass. Wer Urlaub macht, sollte ein paar einfache Tipps befolgen und kann dann beruhigter Ferien machen. Neben kostspieliger Sicherheitstechnik wie Alarmanlagen, Kameras, hochwertigen Schlössern oder einbruchshemmenden Türen gibt es auch Maßnahmen, die nichts oder nur sehr wenig kosten und Kriminelle fernhalten.

Hinweise auf Abwesenheit

Wichtigster Tipp in der Urlaubszeit: Haus oder Wohnung sollten keinen unbewohnten Eindruck machen. Das heißt: Rollläden geöffnet und den Briefkasten regelmäßig leeren lassen. Auch ein ungemähter Rasen oder vertrocknete Pflanzen können für Kriminelle ein Hinweis auf Abwesenheit sein. "Täter beobachten etwa, ob ein Auto vor dem Haus parkt", sagt Peter Seidl, Leiter des Bereichs Einbruchsdiebstahl im Bundeskriminalamt.

Für den Briefkasten gilt: Abos pausieren oder die Post einlagern lassen – das geht bei der österreichischen Post von Juni bis September um rund 30 Euro. Bis zu neun Wochen lang landet die Post dann im Urlaubsfach, also bei der nächstgelegenen Filiale, oder wird nach der Rückkehr gesammelt zugestellt.

Keine Spuren hinterlassen

Einfacher und günstiger ist es natürlich, die Nachbarinnen und Nachbarn zu bitten, die Post mitzunehmen. "In einer gesunden Nachbarschaft werden es die Täter auf jeden Fall schwerer haben", sagt auch Gass und empfiehlt zudem, auf sozialen Medien oder dem Anrufbeantworter keine Spuren vom Urlaub zu hinterlassen. Ein weiterer Tipp, der Reisenden gern gegeben wird: Auf einsehbare Kofferanhänger mit Adresse verzichten. Diese könnten am Flughafen ausspioniert werden. So werden mitunter Objekte ausfindig gemacht, in denen gerade niemand zu Hause ist.

Wie oft tatsächlich über einen dieser Wege Opfer ausfindig gemacht werden, ist bei der Polizei allerdings nicht bekannt: "Valide Statistiken, wie viele Einbrüche nach diesen Vorbereitungshandlungen passieren, führen wir nicht", sagt Gass. Allerdings, so bestätigt Peter Seidl, sind Täter meist vor Ort unterwegs und halten Ausschau nach Gelegenheiten. Dass sie Hinweise aus sozialen Medien nutzen und dann erst in eine bestimmte Wohngegend fahren, ist eher selten, denn, so Seidl, es sei ein immenser Aufwand, den Konnex zwischen einem Posting und einer Wohnadresse herzustellen.

Einbrüche gehen zurück

Insgesamt ist die Zahl der Einbrüche in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen, zeigt die Statistik (siehe Grafik). So lag die Zahl der Anzeigen wegen Einbruchdiebstahls im Wohnraum in ganz Österreich im Jahr 2012 noch bei rund 15.400, im Jahr 2017 bei 11.800 und 2019 bei 8.800. Während der Corona-Pandemie sind die Fälle noch einmal zurückgegangen, haben aktuell aber wieder fast das Vor-Krisen-Niveau erreicht, sagt Seidl: "Es ist also auf jeden Fall sinnvoll, in diesem Sommer Vorkehrungen zu treffen, bevor man in den Urlaub startet."

Wer neben den schon genannten Ratschlägen, zusätzliche Vorkehrungen treffen will, kann mithilfe kleiner Anschaffungen die eigene Anwesenheit simulieren, etwa mittels Zeitschaltuhren in den Abendstunden – am besten in unregelmäßigen Abständen – Lampen oder Radio automatisch ein- und ausschalten. Darüber sollten allerdings, so Gass, die Nachbarschaft informiert werden. Sie rät auch, eine Ansprechperson festzulegen, die im Notfall vom Urlaubsort aus kontaktiert werden kann und eventuell auch einen Zweitschlüssel für die Wohnung besitzt.

Wer in einem Haus lebt, hat noch ein paar weitere Möglichkeiten: "Einbrecher scheuen Licht", heißt es von der Polizei. So können auch Bewegungsmelder und generell eine lückenlose Außenbeleuchtung, etwa auch an Kellerabgängen, Kriminelle abschrecken. Zudem sollten Terrassentüren durch Rollbalken oder Scherengitter gesichert werden.

Weiters, so rät die Polizei, darf der Schlüssel nicht unter Blumentöpfen oder der Türmatte versteckt werden. "Täter wählen vorrangig Objekte vor Ort aus, bei denen sie sich auch zutrauen und in der Lage sind, sie zu überwinden", so Seidl. Daher sollte auch alles, was als Kletterhilfe nützlich sein könnte, etwa Leitern, Mülltonnen oder Kisten, vor der Reise weggeräumt werden.

Tricks der Einbrecher

In Mehrparteienhäusern werden andere Methoden genutzt, da Wohnungen von außen nicht so einfach ausgekundschaftet werden können. Dabei stecken die Kriminellen kleine Gegenstände wie Papier- oder Plastikstreifen zwischen Türe und Türstock. "Das sind oft nur ganz kleine 'Fuzerln', die den Bewohnern selbst gar nicht auffallen", so Seidl. Das machen sie bei allen Wohnungen eines Mehrparteienhauses. "Ein bis zwei Tage später kommen sie wieder und erkennen dann, welche Wohnungstür in der Zwischenzeit nicht bewegt wurde. Dann schlagen sie zu", so der Einbruch-Experte.

Zu guter Letzt darf sowohl in Wohnung als auch Haus auf das Offensichtlichste nicht vergessen werden: Fenster, Terrassen-, Balkon- sowie die Eingangstüre gut zu verschließen und lieber zweimal zu kontrollieren, ob man auch wirklich zugesperrt hat. (Bernadette Redl, 6.7.2022)