Russland soll es deutlich erschwert werden, Gold – zu sehen die vergoldeten Kuppeln der Moskauer Erzengel-Michael-Kathedrale – zu exportieren.

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Mit weiteren Sanktionen wollen die G7-Staaten die Staatseinnahmen Russlands beschränken. Im Fokus stehen die Exporte der Rohstoffe Gold und Erdöl, mit denen das Land den Krieg in der Ukraine mitfinanziert. Weit gediehen ist ein Importverbot für russisches Gold, während bei dem Vorschlag eines Preisdeckels für Ölexporte aus Russland noch Klärungsbedarf besteht.

Bei dem Edelmetall ist Russland knapp hinter China die weltweite Nummer zwei. Mit einer Jahresproduktion von 330 Tonnen Gold kam das Land dem Branchendienst Word Gold Council zufolge auf etwa zehn Prozent der globalen Minenproduktion. Das Edelmetall ist nach Energierohstoffen wie Erdöl und Gas Russlands wichtigstes Exportgut, mit dem der Staat im Vorjahr umgerechnet 14,7 Milliarden Euro erlöste.

Vorstoß aus den USA

Ins Spiel gebracht wurde ein mögliches Goldembargo der G7 von US-Präsident Joe Biden. Die Europäische Union wird sich den Plänen für ein Importverbot für russisches Gold voraussichtlich anschließen.

Größere Kursbewegungen waren am Montag am Markt für das Edelmetall wegen der im Raum stehenden Sanktion gegen Russland nicht zu beobachten, der Preis für eine Feinunze legte leicht zu. "Der tatsächliche Einfluss auf den Goldmarkt dürfte aber zu gering sein, um die Preisentwicklung dauerhaft zu beeinflussen", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Denn der Großteil der russischen Goldproduktion verbleibe ohnedies im Land, nur ein kleiner Teil der Exporte geht in den Westen.

Schon stark eingeschränkt

De facto ist aber der Handel mit Gold aus Russland schon derzeit stark eingeschränkt. Bereits Anfang März hat nämlich die in London ansässige Bullion Market Association Goldraffinerien aus Russland die Akkreditierung als vertrauenswürdige Lieferanten entzogen. Dadurch sind Barren aus Russland in der Praxis vom Interbankenhandel in London, dem weltweit wichtigsten Umschlagplatz für das Edelmetall, ausgeschlossen.

Viel Nachfrage am Weltmarkt nach dem Edelmetall kommt aus China und Indien. Beide Staaten sind nicht Mitglieder der G7 und können folglich ihren Bedarf weiter mit Gold aus Russland decken. Transaktionen mit russischem Gold laufen dann über Handelsplätze wie Dubai oder Schanghai.

Offen ist, ob der Westen die Sanktionen auf den Export weiterer Edelmetalle ausweiten wird. Russland ist etwa auch bei Palladium der weltweit zweitgrößte Erzeuger und kontrolliert rund 40 Prozent des weltweiten Angebots. Allerdings wäre ein Stopp der Lieferungen für die Autoindustrie ein großes Problem, da das russische Palladium aus Sicht von Experten am Markt nicht zu ersetzen wäre.

Obergrenze für russisches Öl

Zudem steht ein Preisdeckel für russische Ölexporte im Raum. Dieser soll auch den Preisdruck am Ölmarkt etwas lindern. Der Vorschlag sieht vor, Russland dazu zu zwingen, sein Öl künftig um einen tieferen Preis an große Abnehmer wie Indien zu verkaufen. Nachdem sich die EU Ende Mai auf ein Ölembargo für Russland verständigt hatte, wird befürchtet, dass die Weltmarktpreise wegen der höheren Nachfrage nach Öl aus anderen Exportländern weiter anziehen.

Daher wird unter den G7-Staaten erwogen, dass Drittstaaten weiter russisches Öl beziehen sollen – wenngleich zu einem künstlich gedrückten Preis. Wie kann das umgesetzt werden? Öltransporte sollen an unverzichtbare Dienstleistungen geknüpft werden. Eine Möglichkeit wäre, dass westliche Versicherungen für Transporte von russischem Öl nicht unter die Sanktionen fallen, wenn die Preisobergrenze eingehalten wird. Ähnliche Mechanismen könnte es für Reedereien geben, die Schiffe für den Öltransport zur Verfügung stellen.

Ein Großteil der Schiffstransporte wird über den Versicherungsmarktplatz Lloyd’s of London abgewickelt – ohne Versicherung dürfen Öltanker nicht durch Hoheitsgewässer von Staaten fahren. Die Schiffe wiederum gehören Reedereien aus EU-Staaten wie Griechenland, Belgien oder Malta. Wie bei den Versicherungen dürften die Kapazitäten anderer Anbieter nicht ausreichen, um eine mögliche Preisobergrenze großflächig zu umgehen. (Alexander Hahn, 28.6.2022)