Bei aller Genugtuung über die demonstrative Einigkeit der führenden westlichen Industriestaaten dominierte auf dem G7-Gipfel die Frustration – über die Rückschläge der ukrainischen Armee im Donbass und die mangelnde Wirksamkeit der Wirtschaftssanktionen gegen Moskau. Die russische Wirtschaft trotzt allen noch so strikten Maßnahmen, die Exporterlöse steigen ebenso wie der Rubel-Kurs.

Die russische Wirtschaft trotzt allen noch so strikten Maßnahmen.
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Daran werden auch die nächsten Schritte, die der Westen erwägt, nichts ändern – weder ein Importverbot für russisches Gold noch ein Preisdeckel für russisches Öl auf dem Weltmarkt. Moskau verkauft sein Öl ohnehin bereits zum Diskontpreis an Abnehmer wie Indien oder China, verdient aber dank der gestiegenen Weltmarktpreise mehr. Die Folge sind ein wachsender russischer Leistungsbilanzüberschuss und eine stabile Währung, was die Inflation in Schach hält.

Dahinter versteckt sich allerdings Wladimir Putins ökonomische Achillesferse: Durch das Verkaufsverbot für zahlreiche westliche Waren an Russland kann der Kreml seine Exporterlöse gar nicht nutzen. Nicht Geldmangel, sondern fehlende Technologie und Ersatzteile werden die russische Wirtschaft und Militärmaschinerie lahmlegen. Das kann kriegsentscheidend sein, wenn auch erst in einigen Monaten. Bis dahin gibt es nur einen wirksamen Weg, um den Preis von Putins Krieg in die Höhe zu treiben: mehr schwere Waffen für die Ukraine. (Eric Frey, 28.6.2022)