Selbst als bekennender Vor- und Rücksichtl – ironische Selbstbeschreibung – in Sachen Covid muss man einsehen, dass die Pandemie in der Form, in der sie sich momentan präsentiert, nicht mehr durch Verbote und Gebote regulierbar ist. Macht niemand mehr mit. Hoffentlich lässt sich die neue Welle ohne viel Luftanhalten durchtauchen, wie es sich für einen Sommer geziemt.

Die in zwei Corona-Jahren angelernte Skepsis lässt sich allerdings nur schwer abschütteln, auch, was die Weisheit unserer Regierenden betrifft. Sie hissen ja die weiße Fahne angeblich, um die Spaltung der Gesellschaft zu lindern. Scheint nicht wirklich zu funktionieren. Berichte von Leuten, die etwa im Zug freiwillig Maske tragen und von Mitreisenden dafür lautstark verhöhnt werden, häufen sich.

Und nur noch Weicheier und Warmduscherinnen halten sich an die wenigen noch existierenden Regeln. Der junge Mann, der stolz davon erzählt, dass er in Kenntnis seiner Infektion und bereits mit Symptomen im Flugzeug nach Hause gereist ist, wird von seiner Zuhörerschaft akklamiert: super gemacht! Das eigene Bett ist ja doch das beste, vor allem, wenn es einem so richtig mies geht.

Seine Nachbarn im Flieger mögen das anders sehen, aber sie wissen es ja nicht. Wenn es sie erwischt, halten sie das für des unvermeidlichen Schicksals Lauf: Das dumme Virus lässt sich eben nicht einsperren. Die Dummheit und die Dummen auch nicht. (Gudrun Harrer, 28.6.2022)