Die Pianistin Hiromi sorgte für große Begeisterung und Standing Ovations.

Muga Muyaha

Wien–Isolation ist der Titel des ersten Stücks der Silver Lining Suite. So heißt das großangelegte Lockdown-Protokoll der Pianistin Hiromi, das auch ihrer jüngsten CD den Titel gibt. Im Wiener Konzerthaus präsentierte sie dieses Projekt als "Music for piano and string quartet". Denn paradoxerweise hat sie die Pandemie dazu genutzt, ein neues Kammermusikprojekt zu beginnen und via Livestream zu realisieren – so wie zuvor eine Reihe vielbeachteter virtueller Soloauftritte.

Isolation ist dazu da, um durchbrochen zu werden – das ist auch musikalisch das Programm der Stilgrenzgängerin, für die eigentlich keine Grenzen existieren. Improvisiertes oder scheinbar Improvisiertes, vor allem in Form atemberaubend virtuoser Jazz-Skalen, steht im Mittelpunkt, fließt aber auch mit klassischen Patterns zusammen.

Aberwitzige Brillanz

Geschickt eingewoben sind die Streicherparts: als wirkungsvolle, stellenweise fast symphonische Kulisse für Hiromis solistische Selbstverwirklichung. Geiger Shlomy Dobrinsky und Bratschistin Meghan Cassidy lassen es stellenweise auch einmal individuell krachen, Gabriella Swallow lässt ihr Cello einmal zum fulminanten Jazz-"Bass" mutieren, Primgeiger Thom Gould mit einem herrlich schrägen Solo à la "Gypsy"-Jazz aufhorchen.

Aberwitzige Brillanz und surrende Geläufigkeit steht inmitten eines lustvollen, spielerischen Jonglierens mit Stilen von Ragtime bis hin zu freitonalen Einwürfen neben augenzwinkernden Zitaten (Sound of Music). Große Begeisterung und Standing Ovations. (daen, 2.7.2022)