Das Ungreifbare des Phantoms Benko bleibt Hauptcharakteristikum in "Eco Spezial: Die Benko-Story" am Donnerstag um 22.30 Uhr auf ORF2.

Foto: ORF

Wer ist René Benko?

Ein Schulabbrecher, der mit 17 Jahren in Tirol beginnt, Dachböden auszubauen. Einer der reichsten Menschen Österreichs. Ein Selfmade-Milliardär, begnadeter Netzwerker und nach eigenen Angaben der größte Immobilienentwickler Europas, Besitzer von Karstadt und Chrysler Building.

Beschreibungen und Zuschreibungen gibt es viele zu dem 45-jährigen Unternehmer, der in der Öffentlichkeit nur selten in Erscheinung tritt. Bettina Fink und Johannes Schwitzer-Fürnsinn werfen für "Eco", zu sehen am Donnerstag um 22.30 Uhr auf ORF 2, einen genauen Blick auf das Phänomen René Benko.

Schaler Nachgeschmack

Die Annäherung erfolgt über Zeitgenossen, Gefährten, Widersacher. Ein Interview gab Benko nicht. Immerhin durften die Reporter das Innsbrucker Büro betreten und besichtigen, Bild- und Tonaufnahmen wurden aber verboten. Eine einseitige Vereinbarung, wie sich herausgestellt habe. Signa habe den Besuch laut Doku ohne Absprache aufgenommen. "Es bleibt ein schaler Nachgeschmack", heißt es.

Das Ungreifbare des Phantoms Benko bleibt Hauptcharakteristikum im Film. Auf ein "undurchsichtiges Geflecht aus Firmen und Beteiligungsgesellschaften" stoßen die Reporter bei ihrer Recherche. Mehrheitsverhältnisse und Geschäftszahlen lassen sich kaum entwirren. Stippvisiten an diversen Wirkstätten in Wiener Hotel und Berliner Kaufhauskette dokumentieren den pompösen Charakter. Ehemalige Schulkollegen, Geschäftspartner und Mitarbeiter beschreiben charakterliche Besonderheiten – oft mit unverhohlener Bewunderung, wie etwa der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.

Anteile an "Krone" und "Kurier"

2018 erwirbt Benko rund 25 Prozent an "Krone" und "Kurier", mit der Option, auf 50 Prozent aufzustocken. Benko hat sich mit dem Miteigentümer der deutschen Funke-Gruppe zusammengetan. Dichand und Funke streiten seit Jahren, was Auswirkungen auf die Berichterstattung hat. Artikel über Benko fallen in der "Krone" meistens extrem kritisch aus.

Wenig Freude hat auch der Sporthändler Friedrich Steinhauser. Signa-sportsunited.com ist auch eine der größten Online-Sportplattformen. Signa wollte über Tennis Point auch Steinhausers Onlineshop übernehmen, dieser lehnte ab, wenig später kündigte Tennisausstatter Wilson seine Verträge. Steinhauser vermutet, dass Druck ausgeübt werden soll. Tennis Point hat auch Exklusivverträge mit der Firma Dunlop ausverhandelt. Einem Sporthändler kann man damit das Leben schwermachen. Im Fall von Friedrich Steinhauser bedeutet das 30 Prozent weniger Umsatz im Onlinegeschäft. Steinhauser hat bei der österreichischen Wettbewerbsbehörde eine Beschwerde eingebracht: "Wir versuchen an seinem Bein zu knabbern", sagt er. Illusionen macht er sich keine: "Wir wissen, dass ihn das wahrscheinlich nicht einmal kratzt." Es gehe aber um seine Existenz. Für Signa ist das "eine normale Wettbewerbssituation". Der Stärkere gewinnt.

Vor Gericht

In der Angelegenheit der Parteienspende steht Benko demnächst vor Gericht. Um Bauvorhaben zu beschleunigen oder überhaupt erst zu ermöglichen, sollen er und Michael Tojner, Mehrheitsaktionär von Montana Tech und Verwaltungsratspräsident von Montana Aerospace, den grünen Politiker Christoph Chorherr mit Spenden bestochen haben. Benko bestreitet das, für beide gilt die Unschuldsvermutung.

Neue Erkenntnisse liefert auch diese Dokumentation nicht, sie ist mehr eine Sammlung von Verdachtsmomenten, die sich zu einem großen Ganzen formt und nach der René Benko bleibt, was er ist, und der, als den er sich selbst wohl gerne sieht: ein großer Unbekannter. (Doris Priesching, 6.7.2022)